„Felder würde auch soziale Medien nutzen“

Zum 150. Todestag des Dichters und Sozialreformers werden sich ihm zahlreiche Schülerinnen und Schüler in einer mehrstündigen Lesung widmen.
Schoppernau Es sei fast schon drei Uhr in der Früh gewesen, erzählt Ariel Lang, Direktor am BORG in Egg, man hatte gerade alle Arbeiten nach einer Schultheateraufführung erledigt, an Schlafen war sowieso nicht gleich zu denken, dazu waren alle noch zu aufgekratzt, also sprach man über das nächste Projekt. Franz Michael Felder (1839-1869), der Schriftsteller, Bauer und Sozialreformer aus Schoppernau war das Thema. So gut wie jedes Wälder Schulkind weiß, dass man heuer seines 150. Todestages und seines 180. Geburtstages gedenkt. Was könnte man also tun? Ariel Lang, der als Leiter des Schultheaters gerade mit rund 40 seiner Schülerinnen und Schüler das dialogreiche Stück „Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ des italienischen Literaturnobelpreisträgers Dario Fo einstudiert hat, weiß was die jungen Leute rhetorisch draufhaben. Anzuordnen brauchte er da nichts, erzählt er im Gespräch mit den VN, „bei Felder stellen sich gleich der Ehrgeiz und die Begeisterung ein“. Die Jugendlichen fasziniere, dass der Schriftsteller gegen die Obrigkeit aufgemuckt habe und sie seien natürlich davon berührt, dass er bereits mit knapp dreißig Jahren gestorben ist und dabei ein so umfangreiches Werk hinterließ.
“Aus meinem Leben”
Am 26. April, dem Todestag, wird somit im Felder-Museum in Schoppernau eine mehrstündige Lesung aus dem Werk „Aus meinem Leben“ veranstaltet. Ginge es nach Ariel Lang, könnte man gleich das ganze rund 300 Seiten starke Buch durchlesen, gut vier Stunden des Vortrags werden jedenfalls auf Ländle TV gestreamt. Dazwischen werden einige Spielszenen eingeblendet, die mit Kindern der Volksschule Schoppernau aufgenommen wurden. Dabei kommt etwa zur Sprache, wie der helle Geist schon als Kind von der Pracht in der Kirche zugleich fasziniert und schockiert war, wie er schriftstellerisch zu arbeiten begann, und wie er seine Frau Anna Katharina Moosbrugger kennenlernte. Die Lesung wird so dokumentiert, dass sie zudem nacherlebt werden kann.
„Felder würde auch soziale Medien nutzen“, bemerkt Norbert Häfele, Obmann des Felder Vereins, zum Vorhaben. Der kritische Beobachter der Lebensumstände, dem das geschriebene Wort, die Sprache so wichtig war, hat, so Häfele, darauf geachtet, dass seine Schriften größtmögliche Verbreitung finden und deshalb auch nach Publikationen in der Gartenlaube getrachtet.
Dass Sätze wie „Wie anders wär’s, wenn nicht mehr der Geldsack regierte und der Mensch zur Gemeinsamkeit erzogen würde, statt zum lieblosen Selbstler“ nicht nur nach wie vor Relevanz haben, sondern auch gerne zitiert werden, steht außer Frage. Kommunalpolitiker, Wirtschaftstreibende oder Arbeitnehmervertreter beziehen sich ebenso auf Felder wie Medienleute. Zuletzt haben Birgit Feierl-Giedenbacher, Anna Bösch und Evi Hagen wissenschaftliche Arbeiten zu Felder und „seinem Platz im Vorarlberger Gedächtnis“ (Bösch) vorgelegt. Über den Felder Verein sind sie einsehbar.
Fest zum Geburtstag
Am 18. Mai, dem Samstag nach dem Geburtstag des Schriftstellers, der, wie er schreibt, „am 13. Mai des Jahres 1839 zwischen 6 und 7 Uhr morgens in Schoppernau, dem hintersten Dorfe des Innerbregenzerwaldes, zur Welt kam“, findet ein großes Fest mit Vorträgen und von Literaturexperten begleiteten Führungen statt.
Im Felder Verein, dem rund 700 Personen angehören, wird man nach der Organisation der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr beraten, wie man sich, nach der erfolgten Publikation von Felders Schriften, weiterhin der Verbreitung des Werkes widmen wird.
Mehrstündige Lesung aus „Aus meinem Leben“ von Franz Michael Felder am 26. April ab 8 Uhr im Felder-Museum in Schoppernau.