Der „Erfinder“ von Felder

22.08.2025 • 10:36 Uhr
PK, Landestheater, Pressekonferenz anlässlich eines gemeinsamen Projekts mit dem Franz-Michael-Felder-Verein und Autor Felix Mitterer, Walter Fink und Stephanie Gräwe

VN-Kommentar von Walter Fink.

Es war Anfang der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als sich im Bregenzerwald Widerstand regte. So wie in der Stadt, wo sich die Randspiele Bregenz gegen die etablierten Festspiele richteten, wollte man auch im Tal den konservativen „Bregenzerwälder Kulturtagen“ etwas entgegensetzen. Jugendliche, vor allem aus dem BORG Egg, Professoren und Künstler gründeten die „Wäldertage“. Einer der Vortragenden war Walter Methlagl, Germanist aus Bregenz, der in jüngerer Zeit mit neuesten Forschungen zu Franz Michael Felder aufhorchen hatte lassen. Ein neues Bild zum großen Schoppernauer Dichter, Sozialreformer und politischem Kopf tat sich auf, fern von aller Verneigung vor dem Säulenheiligen regionaler Literatur, von Verehrung, weil er der Größte unter Kleinen war. Nein, ein leuchtender Stern der deutschen Literatur ging mit diesem kämpferischen, politischen, kritischen Franz Michael Felder, der Beziehungen zu den wichtigsten Zentren der deutschen Literatur geknüpft hatte, auf. In neues Licht gestellt wurde dieser „Sonderling“ von Walter Methlagl. Ihm ist vor allem die neue Felder-Forschung des letzten halben Jahrhunderts zu danken. Vor wenigen Tagen ist Walter Methlagl in seinem Wohnort Hall in Tirol im 88. Lebensjahr gestorben. Ein Verlust für die Forschung, ein Verlust für die Literatur, ein Verlust für Vorarlberg und seine Freunde im Land.

Walter Methlagl stammte aus Bregenz, studierte Germanistik, wählte die akademische Laufbahn und wurde dann Leiter des „Brenner-Archivs“, des Literaturarchivs an der Universität Innsbruck. Nach dem Modell des „Brenner-Archivs“, das nach der Literaturzeitschrift „Brenner“ benannt ist, wurde in Vorarlberg unter wesentlicher Hilfe von Walter Methlagl das Franz-Michael-Felder-Archiv, die Vorarlberger Forschungsstelle zur Literatur, eingerichtet.

Zum hundertsten Todestag von Felder im Jahre 1969 – geboren wurde er 1839 – gründete sich der Franz-Michael-Felder-Verein, der es sich zur Aufgabe machte, die gesammelten Werke von Felder aufzulegen. Zuerst wurden die zwei Bände mit dem Briefwechsel zwischen Felder und seinem Schwager Kaspar Moosbrugger vorgelegt. Bedeutung erlangten diese aber erst im Jahr 1975, als der umfangreiche Kommentarband von Walter Methlagl dazu erschien. Es war der Beginn der Arbeit von Methlagl mit Felder. Am bekanntesten wurde vielleicht das Buch „Der Traum des Bauern Franz Michael Felder“ (Bregenz 1984), dem eine gleichnamige Dokumentation beim ORF vorausgegangen war.

Walter Methlagl beschäftige sich natürlich nicht nur mit Felder, sondern mit vielen Dichtern, etwa Georg Trakl oder Fritz von Herzmanovsky-Orlando aus dem Umfeld der Zeitschrift „Brenner“. Seine Frau Inger stammt aus Dänemark, deshalb auch seine intensive Befassung mit dänischer Literatur und Philosophie. Nicht zuletzt beschäftigte er sich auch intensiv mit bildender Kunst, vor allem mit Künstlern aus Tirol und Vorarlberg.

Für uns aber wird er für immer der „Erfinder“ von Franz Michael Felder bleiben.