Festival Zwischentöne als kontrastreicher Farbtupfen

Montforter Zwischentöne bieten in Feldkirch Programm rund um das Entdecken.
FELDKIRCH. „Wir wollen noch mehr in die Breite gehen und die Arme noch weiter aufmachen, um noch mehr Menschen generationsübergreifend für unser Festival einzufangen.“ Ein Grundsatz, den Kurator Folkert Uhde im VN-Gespräch der kommenden Saison der Montforter Zwischentöne voranstellt, und den man heuer am 29. Juni von 16 Uhr bis frühmorgens mit einem zentralen „Open“ umsetzen will, einem Sommerfest für die ganze Familie in der Stadt. Da wird es zunächst zahlreiche musikalische Überraschungen jeder Art für Alt und Jung geben und in einem Konzert des SOV um 21 Uhr noch Mendelssohns sonnige „Italienische“ zum Drüberstreuen.
In der Dachgalerie des Montforthauses wurde der Schwerpunkt des heurigen Festivals präsentiert. Im Zeitraum vom 6. Juni bis 6. Juli geht es um die Begriffe „entdecken, riskieren, finden, suchen“. Entdecken lässt sich zunächst jener Ideenreichtum, mit dem die Kuratoren Gögl und Uhde dieses Festival in seiner unkonventionellen Art zu einem erfrischend anderen, kontrastreichen Farbtupfer im heimischen Kulturleben entwickelt haben.
Labor für Konzertdramaturgie
Gögl präzisiert seine Überlegungen, die zum besonderen Profil dieses Festivals mit ausgewählten Konzertformaten geführt haben. Man wollte mit dem Wettbewerb „Hugo“ generell eine Verbindung mit dem Ort aufbauen, in dem sich Schöpferisches in einer Art Labor für Konzertdramaturgie auf neuartige Weise entfalten kann. Ebenso will man Hochkultur so vermitteln, dass sich möglichst viele hinwagen und eingeladen fühlen. Dieses Bestreben hat über die eigentliche Zielgruppe hinaus inzwischen auch das eher klassisch ausgerichtete heimische Konzertpublikum erreicht und zu begeistern gewusst. Jüngstes Beispiel war zuletzt eine atemberaubende Mischung aus höchster musikalischer Qualität und einer auf subtile Weise ins Heute transferierten Inszenierung mit Bachs singulärer Matthäus Passion.
Gögl: „Es wäre mir freilich lieber, wenn wir nicht für unsere Super-Aufführung im Barockbereich bekannt sind, sondern für unseren Zugang zu einem starken Musikerlebnis.“ Solch aufwendigen Projekte wird man sich auch nicht bei jeder Ausgabe leisten können, schon aus finanziellen Gründen. Die Subventionen betragen laut Geschäftsführer Edgar Eller derzeit je 230.000 Euro von Land und Stadt Feldkirch. Dafür bringt man pro Saison rund 1500 Besucher auf die Beine, gerechnet nur die Konzertwochenenden mit Kartenverkauf. So ist das bevorstehende Festival eher sommerlich leichtgewichtig, ohne gewisse intellektuelle Säulen des Programms zu vernachlässigen wie die „TU“, die „Temporäre Universität Feldkirch“, die nach vielversprechenden Anfängen im Vorjahr mit Vorträgen und Workshops von Feldkircher Wissenschaftlerinnen und Experten zur Zukunft der Stadt fortgeführt wird.
Viele Möglichkeiten der Gestaltung
Das Motto „Entdecken“ lässt vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung zu, berühmte Leute geben im aufwendig gestalteten neuen Festivalkatalog anhand von Zitaten dazu ihre Gedanken preis, vieles davon dürfte umgesetzt werden. Auch die örtliche Bindung ans Montforthaus als der Heimat der Zwischentöne wird verstärkt zugunsten anderer Konzertschauplätze gelockert. Man hat dazu diesmal im Großraum Feldkirch einen rustikalen Theatersaal im Gasthof Löwen in Tisis gefunden, der der Aufführung des ausgezeichneten Projekts beim „Hugo“-Wettbewerb durch das Basler Ensemble Crosswinds den Rahmen geben wird. Es ist unter fünf Musikuniversitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit seinem interaktiven Zugang zu Neuer Musik als Sieger hervorgegangen.
Übrigens ist dies nur ein Beispiel für die regelmäßige Pflege Neuer Musik bei den Zwischentönen. Uhde: „Wir haben dem Feldkircher Gerald Futscher einen Kompositionsauftrag erteilt. Das war zwar sehr experimentell, aber wir fanden das wichtig und sind da für jedes Wagnis offen.“ Auf die Frage, ob den beiden wohl nie die guten Ideen für ihr Festival ausgehen, erntet man ein breites Grinsen. Gögl: „Einmal im Jahr machen wir Programmklausur, zuletzt in St. Gerold, nur wir beide. Dabei ist eine lange Liste von Ideen entstanden, von denen wir leider nur einen Teil umsetzen können.” JU