Als ein Massenvergnügen erstmals ins Scheinwerferlicht rückte

Als man im Jahr 1911 zum Volksfest rief, kamen die Festbesucher in Scharen.
Dornbirn Die Damen adrett mit Hut, die Herren im Anzug, ausgelassen dürfte die Stimmung dennoch gewesen sein, denn in der regionalen Chronik wird eigens festgehalten, dass es am Abend einen Tanz der Griechinnen in elektrischer Beleuchtung zu bestaunen gab. Wenn in diesen Tagen wieder zu Festen und Umzügen geladen wird, die die Massen anziehen, sei daran erinnert, dass es vor über 100 Jahren nicht einmal den Fasching brauchte, damit „Festbesucher in hellen Scharen“ per Staatsbahn nach Dornbirn kamen. Die hier abgebildete Fotogrußkarte wurde mitten im Sommer aufgenommen, vom 13. bis 15. August hatte ein privates Komitee zum vierten Mal zu einem Volksfest geladen.
Nachdem alle, die irgendein Gefährt hatten, dabei halfen, die Besucher vom Bahnhof zum Festgelände am weitläufigen Areal in Richtung Ebnit zu bringen, wurde auch ein Autokorso ausgetragen. Motorisiert waren zwar nur wenige, aber das Interesse an den Benzinkutschen war groß und neben den wenigen Personenkraftwagen reihten sich somit auch einige Nutzfahrzeuge ein. Wahrscheinlich war das für viele Teilnehmer die erste Autofahrt in ihrem Leben, sagt der Kunsthistoriker Tobias G. Natter zu dieser Aufnahme aus einer Vorarlberger Privatsammlung. Technische Neuerungen seien mit großem Optimismus begrüßt wurden. Es gab einen Rummelplatz mit einem rotierenden Haus, es gab Elektrizität, die auch den Alltag zu verändern begann. Den Veranstaltern war es besonders wichtig, zu erwähnen, dass der Festplatz am Abend mit Scheinwerfern beleuchtet ist.
Nicht nur Würstel
Auch das kulinarische Angebot zeugt davon, dass man keinen Aufwand scheute. Neben üblichen Speisen wie Würstel und Gulasch lockte man die Leute mit einer Hühnerbraterei, einem Wiener Kaffeehaus und einer Appenzeller Alm, die eigens für die paar Festtage errichtet wurden. Natter: „In wirtschaftlicher Hinsicht war Dornbirn wahrscheinlich die führende Stadt, hier gab es den ersten Telefonanschluss.“
Aber ein W für Vorarlberg
Das Volksfest diente auch dazu, zur Schau zu stellen, was man hatte. Die Straßen und die Häuser waren geschmückt, man ließ sich den Spaß etwas kosten. So mancher hatte sein Gefährt eigens aufpoliert. Nummerntafeln mit einem W sollten allerdings nicht falsch interpretiert werden. Nachdem die Motorisierung voranschritt, wurden in Österreich um 1905 Autokennzeichen eingeführt. A stand für Wien, B für Niederösterreich, dann kamen Länder wie Böhmen und Galizien, für Vorarlberg blieb schließlich das W. VN-cd