Für die Festspiele stellt sich die 100-Millionen-Euro-Frage

Kultur / 21.03.2020 • 06:00 Uhr
Für die Festspiele stellt sich die 100-Millionen-Euro-Frage
“Rigoletto” ist eine Wiederaufnahme. Eine Seepremiere wäre unter den jetzigen Bedingungen problematisch.  BF/KÖHLER

Bregenzer Festspiele gehen “bei aller Vorsicht” davon aus, dass die diesjährige Saison gestartet werden kann.

Bregenz “Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden gravierend sein”, skizziert Hans-Peter Metzler, was uns nach der hoffentlich möglichen Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus noch bevorsteht. Als Privatunternehmer weiß der ehrenamtlich tätige Präsident der Bregenzer Festspiele, wovon er spricht. Könnten sie heuer nicht stattfinden, so würden allein der nahen Region, berechnet nach der Wertschöpfung, weitere 100 Millionen Euro fehlen. Zieht man einen weiteren Radius und berücksichtigt man die entfernteren Firmen unterschiedlicher Branchen, die von den Festspielen profitieren, erhöht sich die Zahl noch um einiges. “Die Hoffnung stirbt nie”, sagt Metzler, “wir gehen davon aus, dass die Festspiele stattfinden.”

In vier Monaten

Am 22. Juli soll erstmals der Vorhang hochgehen, im Festspielhaus wird die Neuinszenierung der Oper “Nero” von Arrigo Boito geboten, am Tag darauf ist die Premiere der Wiederaufnahme von Verdis Oper “Rigoletto” auf dem See angesetzt. Der Kartenvorverkauf für die spektakuläre Produktion lief bereits im Herbst hervorragend, trotz aller Katastrophenmeldungen habe sich das Buchungsverhalten kaum verändert. “Die Menschen erwarten, dass wir spielen.”

„Das Buchungsverhalten hat sich kaum verändert. Die Menschen erwarten, dass wir spielen.“

Hans-Peter Metzler, Festspielpräsident

Dass heuer keine Neuinszenierung auf dem See zu stemmen ist, erweist sich in dieser Situation als Vorteil. Die Bühne ist gebaut, die Proben sollten Mitte Juni beginnen und die Festspielleitung geht davon aus, dass die Mobilität der Künstler bis dahin nicht mehr eingeschränkt ist. Das Publikum – im Vorjahr zählte man rund 250.000 Besucher – sollte in spätestens vier Monaten wieder reisen können. In Bregenz kann es neben den großen Opern mehrere Uraufführungen, ein Schauspiel etc. erleben. Auch am Umfang will man festhalten. Das Leitungsteam beobachtet die Situation, kommuniziert werde ständig, aber selbstverständlich bei Einhaltung aller behördlichen Auflagen.