Das Schubertiade-Aus und seine Folgen

Das Veranstaltungsverbot bedeutet ein Aus für den ersten Teil der einzigartigen Schubertiade. Das ist ein erheblicher Verlust mit weiteren Folgen.
Schwarzenberg, Hohenems Für das Veranstaltungswesen bedeuten die Maßnahmen, die die Bundesregierung gegen Covid 19 nun angekündigt hat, im Grunde genommen „eine Verschärfung“, erläutert Gerd Nachbauer in einem weiteren Gespräch mit den VN seine Situation. Man juble über die baldigen Lockerungen im Handel und in einem weiteren Satz heiße es noch schnell, dass bis Ende Juni alle Veranstaltungen verboten sind. Wie berichtet, hat Gerd Nachbauer, Geschäftsführer der 1976 gegründeten Schubertiade, nun zumindest Klarheit. Sie trifft ihn allerdings hart. Alle Termine des Frühjahrsteils des einzigartigen Festivals waren so gut wie ausgebucht, was heißt, dass etwa 15.000 Tickets zurückerstattet werden müssen. Ob es im Juli und August jene Liederabende und Konzerte geben kann, für die das Publikum aus aller Welt nach Schwarzenberg und Hohenems kommt, ist noch offen. „Ich staune immer wieder, wo überall auf der Welt man die Schubertiade kennt. Sie trägt unglaublich viel zur Reputation von Vorarlberg bei: ein ländlicher Raum, der sich gegenüber der ganzen Welt öffnet, das Streben nach höchster Qualität und ein Kulturbegriff, der die Architektur, das Handwerk und die Kulturlandschaft zusammendenkt“, erklärt Gerhard Schwarz, ehem. Leiter der NZZ-Wirtschaftsredaktion und häufiger Besucher des Festivals.
Kultureller Verlust
Mit „ein herber Schlag“, kommentiert der Schwarzenberger Bürgermeister Markus Flatz die Absage. Gerade für den Tourismus, die Gastronomie und die Hotellerie sei die Schubertiade-Zeit der Saisonhöhepunkt. Ein solcher Ausfall ziehe zudem weitere Kreise. Sein Vorgänger Jakob Franz Greber fügt im VN-Gespräch an, dass indirekten Nutznießern nun wohl bewusst werde, welches Potenzial in dem Projekt steckt: „Der Ausfall wird nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht zu spüren sein, der kulturelle Verlust ist beachtlich.“ Den internationalen Bekanntheitsgrad der Region durch die Schubertiade bestätigen nicht zuletzt auch die Musikfreunde selbst. Die Veranstaltung werde als bedeutendstes Schubert-Festival in der Welt zitiert, meint der Vorarlberger Unternehmer Martin Michael Rhomberg (Fries Kunststofftechnik): Ganz abgesehen davon verleihe die Schubertiade Schwarzenberg mit dem Bregenzerwald und der Stadt Hohenems ein „unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal“.
„Für den Bregenzerwald ist der Ausfall ein herber Schlag. Und er zieht weitere Kreise.“
Markus Flatz, Bürgermeister Schwarzenberg
Die großen Veranstaltungen seien neben den vielen anderen enorm wichtig für das Kulturland Vorarlberg, skizziert Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink die Situation: „Die Absage tut weh, ist ein enormer kultureller Verlust.“
Wichtige Plattform
Den finanziellen Verlust hat Nachbauer selbst zu tragen, die Schubertiade ist kein Subventionsnehmer, der Kulturmanager hat das Festival als privater Unternehmer etabliert. Von den Künstlern ist es hochgeschätzt.
„Die Inspirationen, die ich bei der Schubertiade gesammelt habe, begleiten mich bis heute.“
Kian Soltani, Cellist
Für zwei mittlerweile weltweit erfolgreiche Vorarlberger Sonderbegabungen stand hier auch der Startblock: „Die Schubertiade hat mir ab 2012 bei meinem Start in die Musikkarriere enorm geholfen“, betont der Pianist Aaron Pilsan, „einerseits durch das Prestige, das mir Ansehen einbrachte, andererseits durch die unzähligen Möglichkeiten, hier aufzutreten. Ich freue mich auf viele weitere unvergessliche Momente nach dieser Krise.“ Die Schubertiade bedeute für ihn auch eine wichtige Förderung und Plattform, die den Beginn der internationalen Konzerttätigkeit markiere, erklärt der Cellist Kian Soltani. Die Inspirationen, die er hier gesammelt habe, begleiten ihn noch heute: „Die Schubertiade-Konzerte sind immer ein Highlight meiner Saison und ich hoffe auf viele weitere Jahre des ,Nachhausekommens‘.“ VN-cd, JU