Warum es für die Festspiele immer enger wird

Festspiele meiden Wahrscheinlichkeitsfloskeln: Entscheidung für 2020 ist noch nicht gefallen.
Bregenz Der Fahrplan wurde festgelegt und publiziert: Ende Mai muss feststehen, ob die Bregenzer Festspiele 2020 stattfinden oder ob sie wegen der Covid-19-Pandemie erstmals in ihrer 75-jährigen Geschichte abgesagt werden müssen. Mittlerweile hat die Bundesregierung verlautbart, dass bis Ende Juni alle Kulturveranstaltungen verboten sind und dass es Ende April definitive Aussagen dazu geben wird, was im Sommer stattfinden kann.
„Wir sehen keinen Grund, vom Fahrplan zur Entscheidung abzuweichen.“
Hans-Peter Metzler, Festspielpräsident
Während etwa in Bayreuth eine traditionsreiche Opernfestspielstätte, an der die Proben allerdings im April beginnen hätten müssen, zu bleibt und die im Mai und vor allem im Juni geplante, international ausgerichtete Schubertiade in Vorarlberg nun mit der Tatsache konfrontiert ist, rund 15.000 der bereits gebuchten Karten zurückerstatten zu müssen, sieht Festspielpräsident Hans-Peter Metzler keinen Bedarf, vom Fahrplan abzuweichen und sich bereits jetzt zu einer Absage zu entschließen: Der Pandemieverlauf sei zu beobachten, „wenn die Bundesregierung das behördliche Verbot ausspricht, müssen wir uns danach richten“. Im Gespräch mit den VN bzw. auf die Frage, ob denn ein kurzfristiges Hochfahren denkbar ist, macht er erneut deutlich, dass die Festspiele so organisiert sind, dass man Mitte Juni mit den Proben beginnen müsste, um die Saison am 22. Juli zu eröffnen.
Es wird dennoch immer enger
Ein weiterer Faktor könnte nun auch sein, dass sich etwa das deutsche Publikum, das zu gut 60 Prozent dazu beigetragen hat, dass die Bregenzer Festspiele im Vorjahr rund 250.000 Besucher begrüßen und eine hervorragende Auslastung erreichen konnten, in Abfindung mit den Tatsachen auf viele Monate ohne Kunst und Kultur einzustellen beginnt. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich nämlich darauf, Veranstaltungen bis 31. August abzusagen. Konkrete Regelungen sollen durch die Länder getroffen werden.
Immenser wirtschaftlicher Schaden
Dabei geht es nicht nur um Kunst und Kultur, der wirtschaftliche Schaden einer Absage ist immens, die Wertschöpfung durch die Bregenzer Festspiele ist in der engeren Region mit 100 Millionen Euro zu beziffern, zieht man einen weiteren Kreis, lässt sich die Summe nahezu verdoppeln. Faktor Reisefreiheit: Ab 22. Juli müsste sie laut Hans-Peter Metzler gegeben sein. Sonst läuft sowieso nichts.