So sieht der Plan B der Bregenzer Festspiele aus

Kultur / 02.05.2020 • 06:00 Uhr
So sieht der Plan B der Bregenzer Festspiele aus
„Rigoletto“ auf der Bregenzer Seebühne: Das Programm für 2020 zeichnet sich durch inhaltliche Kompaktheit aus und würde bei einer Absage aufgrund der Covid19-Auflagen der Regierung um ein Jahr verschoben.  BF/FORSTER

Bregenzer Festspiele fordern schriftliche Regeln von der Regierung und arbeiten nicht an einem Rumpffestival: „Der Plan B lautet, alles findet 2021 statt“

Bregenz Die Durchführung der Bregenzer Festspiele in diesem Jahr sei nicht absolut unrealistisch, erklärte Hans-Peter Metzler im jüngsten Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten. Um professionell Entscheidungen treffen zu können, fordert der Festspielpräsident aber klare Regeln mit konkret definierten Auflagen für Veranstalter in schriftlicher Form. Dies habe man nun nach einem Arbeitsgespräch mit Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek vor wenigen Tagen erneut bei der Bundesregierung eingemahnt. Schließlich gehe es um sehr viel.

Nur ein “demokratisches Festival”

Wenn diese Auflagen zum Schutz vor der Covid19-Pandemie die Durchführung des Programms erlauben, stehe man parat, denn die Vorarbeiten sind geleistet und die Proben beginnen heuer erst Mitte Juni. Sind die Aufführungen auf der Seebühne und an den weiteren Festspielorten nicht möglich, dann konzentriere man sich nicht auf ein Rumpffestival. Der Plan B, zu dem Metzler nun erstmals Aussagen tätigt, lautet: „Alles, was heuer stattfinden sollte, findet im Jahr 2021 statt.“ In halbleeren Sälen und vor halbleeren Tribünen könne man kein „demokratisches Festival“ machen, das heißt, ein Festival, an dem viele Menschen teilhaben und für das das Unternehmen am Bodensee steht.

Regierung agiert widersprüchlich

Die Frage, ob es überhaupt noch Hoffnung für die diesjährige Saison, die am 22. Juli beginnt, gibt, beantwortet der Unternehmer erstens mit dem Verweis auf ein Bild von einem Szenarium: „Ich bin kein Arzt. Die Schwimmbäder sind aber ab Ende Mai offen. Stellen Sie sich vor, da gibt es dann den ganzen Tag viele Menschen direkt neben unserer Seetribüne, die leer bleiben muss.“ Zum Zweiten macht er darauf aufmerksam, dass die Aussagen, die es bezüglich der Auflagen für Veranstalter in den letzten Wochen vonseiten der Regierung gab, immer wieder Widersprüche in sich bargen: „Ich sitze wie viele Leute immer wieder bei der Übertragung einer Pressekonferenz und gehe relativ uninformiert wieder weg.“ Daraus entnimmt Hans-Peter Metzler, dass das Zusperren für die Regierung leichter war als das Wiederöffnen: „Wir vermissen alle Regeln und Vorschriften, die gültig und vor allem schriftlich vorliegen. Die Kunst- und Kulturbetriebe werden nun von der Regierung weitgehend alleingelassen. Solange wir keine entsprechenden Informationen haben, bleibt unsere Position unverändert, wir arbeiten an Festspielen, die so sind, wie sie sind, mit großer Oper auf dem See, mit der Oper im Haus und den weiteren Produktionen.“

„Die Kunst- und Kulturbetriebe werden nun von der Regierung weit­gehend alleingelassen.“

Hans-Peter Metzler, Präsident der Bregenzer Festspiele

Man fahre auf Sicht, bis Mitte Mai müssen die Regeln vorliegen, dann könne man entscheiden.

Komplette Verschiebung

Der Plan B, also die komplette Verschiebung des Programms um ein Jahr, würde das Unternehmen bei Erhalt von Auflagen, die eine Durchführung verunmöglichen, dann nicht unvorbereitet treffen. Die Produktionen auf der Seebühne sind so konzipiert, dass sie in jeweils zwei Saisonen gezeigt werden. Das heißt, dass die spektakuläre Inszenierung von Verdis „Rigoletto“, deren Premiere im letzten Jahr bestens aufgenommen wurde, im Programm bleibt. Das Interesse des internationalen Publikums an dem Stück lässt sich auch daraus ableiten, dass 80 Prozent der für heuer aufgelegten 203.000 Tickets bereits gebucht sind.

Das weitere Programm, das sich mit der Oper „Nero“ von Arrigo Boito, der Uraufführung der Oper „Wind“ des Vorarlberger Komponisten Alexander Moosbrugger, mit weiteren spannenden Uraufführungen, Opern-, Sprechtheater- und Konzertprojekten, wie schon bei der Präsentation vor einigen Monaten festgestellt wurde, durch inhaltliche Fülle bei besonderer Kompaktheit auszeichnet, soll nicht zerrissen werden.

Metzler: „Intendantin Elisabeth Sobotka steht in regem Austausch mit unseren Künstlerinnen und Künstlern, über die wir sehr glücklich sind.“ Das sei unheimlich viel Arbeit, es tue allen sehr weh, dass man sie auf Warteposition halten muss, aber das Echo sei überwiegend gut und positiv. „Es zeigt sich, was die Künstler oft sagen: Bregenz ist ein besonderer Ort.“ Man werde die Künstler im Falle einer Absage nicht alleinlassen, auch diesbezüglich erwartet sich Metzler von der Regierung, dass Wege diskutiert werden, die dem hohen Wert von Kunst und Kultur entsprechen.

Desaströse Folgen für die Wirtschaft

Die Bregenzer Festspiele erreichen jeweils einen hohen Eigenfinanzierungsgrad. Das Unternehmen, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Sommer 1946 klein gestartet, kontinuierlich ausgebaut und international etabliert wurde, stehe grundsätzlich stabil da, erklärt Metzler. Dass die wirtschaftlichen Folgen des Ausfalls einer ganzen Saison für Vorarlberg und die gesamte Bodenseeregion desaströs sind, hat der Festspielpräsident bereits erläutert.