Der Dreckssaison trotzen

Kultur / 18.05.2020 • 21:42 Uhr
Die Konzerte werden ins Freie verlagert.

Die Konzerte werden ins Freie verlagert.

Der Plan B für das Poolbar-Festival sieht Konzerte und viele Diskussionen im Freien vor.

Feldkirch Erst passe man mühsam Pressekonferenzen ab, bei denen die Mitglieder der Bundesregierung endlich die neuen Covid19-bedingten Auflagen für Kulturveranstalter kommunizieren, und dann bettle man, dass man auch etwas Schriftliches nachgereicht bekommt. So umschreibt Herwig Bauer, Leiter des seit Jahrzehnten bestehenden Poolbar-Festivals in Feldkirch, im Gespräch mit den VN die Situation, die für ihn in den letzten Wochen galt. Mittlerweile steht fest, dass das Festival heuer zwar stattfinden kann, allerdings unter besonderen Bedingungen.

Aber das verschafft Bauer und seinem Team nicht nur Erleichterung, sondern auch einen zusätzlichen Kreativitätsschub. Man wird ihn brauchen, denn Stehkonzerte, die nicht nur das Besucherzahlenkonto auffüllen, sondern auch der Kassa gut tun, sind bekanntlich grundsätzlich verboten und auch wenn sich 500 oder im August eventuell auch bis zu 1000 Menschen versammeln dürfen, so ist auf genügend Abstand zwischen Personen zu achten, die nicht gemeinsam in einem Haushalt leben.

Adaptiertes Gestaltungskonzept

Für die Poolbar heißt das, dass man weitgehend ins Freie übersiedeln wird und das Gestaltungskonzept für das Areal entsprechend adaptiert, das in den Workshops, dem von Victor Dölle geleiteten Poolbar-Generator, vor Monaten ausgearbeitet wurde. Das heißt allerdings auch, dass im Alten Hallenbad selbst, von dem der Name des Festivals einst hergeleitet wurde, so gut wie nichts stattfindet und man gutes Wetter braucht. „Verdient hätten wir uns einen Jahrhundertsommer“, hält Bauer seinen Wunsch fest. Um sich den Optimismus nicht zu zerstören, geht er einfach einmal davon aus. Beeinflussen lässt es sich sowieso nicht, aber man könne einmal festhalten, dass viel Sonnenschein vom 23. Juli bis Ende August nur gerecht wäre. „Wettertechnisch hatten und haben wir jetzt schon einen Jahrhundertfrühling, aber emotional ist es eben eine Dreckssaison.“ Vom Geld, das ihm aufgrund der geplanten, aber nun verbotenen Konzerte fehlt, will er erst gar nicht sprechen, nur hoffen, dass die Subventionsgeber genauso bei ihren Zusagen bleiben wie die privaten Geldgeber. Die halten dem Poolbar-Festival nämlich die Treue.

Normalerweise hohe Eigendeckung

Was die öffentlichen Gelder betrifft sieht die Finanzierung so aus, dass die Stadt Bregenz 12.500 Euro für den Poolbar-Generator beisteuert, die Stadt Feldkirch sowie das Land Vorarlberg 75.000 Euro und 92.500 Euro im Budget für alle Poolbar-Projekte haben und beim Bund 52.000 Euro beantragt sind. Die Poolbar bietet nicht nur Veranstaltungen an, sie gilt auch als Bildungs- und Ausbildungseinrichtung. In einem normalen Jahr werden bis zu 80 Prozent des Budgets selbst erwirtschaftet.

Viel Gesellschaftspolitisches

Heuer wird es so aussehen, dass es nach dem etwas späteren Beginn am 23. Juli jeweils zwischen Mittwoch und Samstag kleinere Konzerte mit österreichischen Bands – darunter selbstverständlich auch Vorarlberger -, Diskussionsveranstaltungen und literarische Formate gibt. Der Jazzbrunch an den Sonntagen lässt sich gut ins Bild fügen, denn man müsse sich das ganze Szenarium so vorstellen, dass die Besucher auf Kissen oder Decken verteilt in der Wiese im Reichenfeld-Areal Platz nehmen. Was die diskursiven Elemente betrifft, liegen die Themen auf der Hand. Das Rote Kreuz wird sich dazugesellen, man wird auch über Entwicklungsländer, Katastrophen, Hygiene und Nachhaltigkeit sprechen. Bekanntermaßen haben die Mitgliedsländer der UNO schon im September 2015 die Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Von der Erreichung ist man noch meilenweit entfernt.

Und was ist mit den Bands, die nicht auftreten dürfen und zum Teil ohnehin nicht reisen könnten? Mit diesen sei man weiterhin in Kontakt, im Sommer 2021 soll es die Poolbar wieder geben, und alle hoffen, dass es dann nicht nur ein wichtiges kulturelles und gesellschaftspolitischen Programm, das viele Genres, etwa auch Architektur und Design abdeckt, gibt, sondern dass dieses wieder ein großes sein darf.

„Uns brechen Einnahmen für große Konzerte weg, wir hoffen, über die Runden zu kommen.“

In Workshops wurde die Gestaltung entworfen.

In Workshops wurde die Gestaltung entworfen.

Im Reichenfeld-Areal in Feldkirch ist viel Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten. Poolbar/Rhomberg
Im Reichenfeld-Areal in Feldkirch ist viel Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten. Poolbar/Rhomberg
Der Dreckssaison trotzen