“Wenn am See nicht gespielt werden kann, fehlt das Geld doppelt”

Kultur / 24.05.2020 • 18:32 Uhr
Kommentar von Walter Fink vom 23. Mai 2020.

Kommentar von Walter Fink vom 23. Mai 2020.

Bregenz Lieber Walter, mit deinem Beitrag vom Samstag in der VN hast du wohl deutlich über das Ziel geschossen und ich möchte dazu – ohne Auftrag – einiges sagen. Corona hat fast alle getroffen. Nur ganz wenige profitieren von dieser Situation. Sicher nicht die Bregenzer Festspiele.

In der Kulturszene gibt es zwei Kernszenarien (und solche die dazwischen liegen). Wenn man die immateriellen Verluste im Fehlen eines künstlerischen Angebots außer Acht lässt und sich auf die wirtschaftliche Seite konzentriert, so haben die ganzjährig bespielten Landesbühnen oder auch ein Theater wie das Volkstheater Wien (nicht die Josefstadt) sowie die meisten Museen – bei aufrechter Förderung – kaum ein wirtschaftliches Problem. Da sie in der Regel weniger als 20 Prozent des Budgets an der Kassa einspielen, müssen sie – um keinen Verlust im Jahresergebnis einzufahren – nur darauf schauen, dass die Kosten um mindestens 20 Prozent sinken (in der Regel wird das schon über die Kurzarbeit realisiert, und das zahlt der Staat. Ansonsten entfallen ja durch den Stillstand eine Menge an variablen Kosten).

Ein Betrieb wie die Bregenzer Festspiele, der 80 Prozent Eigeneinnahmen erwirtschaftet, hat hingegen ein veritables Problem. Die Festspiele müssen 2020 schon mal 16 Millionen Euro an realisierten Eintrittsgeldern zurückzahlen oder über Gutscheine auf neues Budget buchen. Und 80 Prozent der Kosten lassen sich – wenn man nicht den Großteil der Belegschaft auf die Straße schickt, nicht reduzieren.

Bregenz hat zudem das Spezifikum, dass mit den Überschüssen beim Spiel auf dem See das gesamte Rest-Programm finanziert wird. Der Subventionsgeber kommt in etwa für die Infrastruktur auf. Wenn also am See nicht gespielt werden kann, fehlt das Geld doppelt und jedes einzelne Programm, das angeboten wird, erzeugt neue Verluste. Und jetzt sag mal, wer das bezahlen soll?

Es ist eine sehr romantische Idee von dir, Bregenz und das ganze Land mit Kulturveranstaltungen geradezu zu überschwemmen. Oder hunderten Künstlern und Kulturschaffenden Arbeit zu geben. Da ist schon mal die mangelnde Nachfrage (bei einer „Überschwemmung“ des Landes mit Kulturangeboten). Es bleibt eine Tatsache, dass es, je anspruchsvoller das Programm konzipiert ist, desto schwieriger wird, abseits der Metropolen, dieses zu vermarkten. Von einer Kostendeckung ganz zu schweigen. In Wien können die Wiener Symphoniker wenigstens Kurzarbeit beantragen, Bregenz müsste das Orchester, weil die Voraussetzungen für Kurzarbeit fehlen, voll bezahlen. Für die Versorgung der Künstler und Kulturschaffenden ist der Staat zuständig und tut sich dabei ohnehin schon schwer, wie man beobachten kann. Du machst die Festspiele dafür zuständig?

Denke, bei den Bregenzer Festspielen hat niemand etwas missverstanden und niemand muss die Verantwortlichen über ihre Aufgaben aufklären. Die sind sich dieser voll bewusst. Und zur Verantwortung gehört auch, das Unternehmen durch die Krise zu bringen und die Substanz für zukünftigen Festspiele zu erhalten.

Wenn man das Beispiel Salzburg Festspiele (ebenfalls mit hoher Eigendeckung) nimmt, so liegen da die Dinge etwas anders. Salzburg hat von den Subventionsgebern eine beträchtliche Sonderdotierung für das 100-Jahr-Jubiläum erhalten und wird diese nun mit einem Rumpfprogramm umsetzen. Zudem braucht es auch einen Anlass, um für die sehr verdienstvolle Präsidentin einen würdigen Abschied zu gestalten. Außerdem haben die VN in der Samstagsausgabe über Pläne der Bregenzer Festspiele für diesen Sommer berichtet.

Franz Salzmann Der gebürtige Bregenzer Franz Salzmann (76) war 26 Jahre Kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele. 2008 übernahm Michael Diem das Ruder.

Franz Salzmann
Der gebürtige Bregenzer Franz Salzmann (76) war 26 Jahre Kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele. 2008 übernahm Michael Diem das Ruder.

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