Die Rückkehr der Schulflüchtlinge

VN / HEUTE • 10:30 Uhr
BRITAIN-STRIKES/TEACHERS
Kinder zu Hause zu unterrichten stellt eine große Herausforderung dar. In Vorarlberg gibt es derzeit nur noch rund 100 Schülerinnen und Schüler im häuslichen Unterricht. Symbolbild Reuters

Häuslicher Unterricht erlebte zu Cornazeiten einen Boom. Doch das ist längst Geschichte.

Bregenz Corona stellte das Leben auf den Kopf. Wen wundert es, dass viele Menschen diese Zeit am liebsten aus ihrem Bewusstsein streichen würden. Zu einem Hotspot von Diskussion und Maßnahmen wurden damals vor allem die Schulen. Maßnahmenbefürworter kontra Maßnahmengegner lautete dort das Match in großer Intensität. Viele Eltern begehrten gegen die gesetzten Regeln auf. In letzter Konsequenz behielten sie ihre Sprösslinge zu Hause. Häuslicher Unterricht erlebte einen Boom.

Eltern gegen Corona-Regeln

430 Kinder und Jugendliche wurden damals von ihren Eltern zu Hause unterrichtet. “Es war keine leichte Zeit, damals”, erinnert sich Elisabeth Mettauer, Sprecherin der Bildungsdirektion Vorarlberg, zurück. “Die Eltern waren nicht einverstanden mit den gesetzlich vorgeschriebenen Regeln und machten von ihrem Recht Gebrauch, die Kinder zu Hause zu unterrichten.”

Am Ende des Schuljahres mussten die Schülerinnen eine Prüfung über den Jahresstoff ablegen. Bestanden sie diese, durften sie aufsteigen. Fielen sie durch, mussten sie die Klasse wiederholen.

Elisabeth Mettauer-Stubler
Elisabeth Mettauer, Sprecherin der Bildungsdirektion Vorarlberg: “Die Zahl der SchülerInnen im häuslichen Unterricht liegt wieder auf Vor-Corona-Niveau. Bildungsdirektion

Verpflichtendes Gespräch

Aus den 430 “Schulflüchtlingen” zu den Hochzeiten von Corona sind zum Ende des vergangenen Schuljahres exakt 100 geworden: 72 Volksschüler, 30 Mittelschüler, zwei Schüler aus Gymnasien, zwei aus berufsbildenden Bildungsstätten. “94 von diesen haben die Externistenprüfung, die sie im Juni machen mussten, bestanden und konnten in die nächste Schulstufe aufsteigen”, berichtet Mettauer. “Mit den 100 zu Hause unterrichteten Kinder in ganz Vorarlberg, sind wir bei den Vor-Corona-Zahlen angelangt”, fügt die Kommunikationsleiterin der Bildungsdirektion an.

Verpflichtend ist für die Eltern während eines Schuljahres ein verpflichtendes Reflexionsgespräch an der Schule nach dem ersten Semester. “Wir wollen von den Erziehungsberechtigten wissen, wie sie mit den Herausforderungen zurechtkommen”, betont Mettauer.

Systemverweigerer

Wer sind die Kinder bzw. deren Eltern, die jetzt noch den häuslichen Unterricht dem Besuch einer Schule in Klassen mit anderen Kindern vorziehen? “Es sind Eltern, die aus religiösen Gründen Schulen meiden. Aber auch Personen, die eine grundsätzliche Skepsis gegenüber staatlichen Einrichtungen haben. Ebenso sind es familiäre oder gesundheitliche Gründe, die Eltern dazu veranlassen, ihre Kinder nicht in eine Schule zu schicken”, weiß Mettauer.

Drohung MS Mittelweiherburg - Schriftzug "Amoklauf 20.03." am Mädchentoilette
Eine der Schulen, an denen Externistenprüfungen abgehalten werden: die Mittelschule Hard-Mittelweiherburg. VOL/Mayer

Externistenprüfungen werden schon länger nicht mehr an all jenen Schulen durchgeführt, denen die Kinder zugeordnet sind. “Wir haben heuer 22 Schulen zur Abhaltung von Externistenprüfungen bestimmt”, erläutert Mettauer. Eine dieser Schulen, die diese Aufgabe wahrnimmt, ist die Mittelschule Hard-Mittelweiherburg. Direktor Christian Höpperger berichtet von positiven Erfahrungen mit den Externistenprüfungen. “Wir hatten heuer die erste negative Leistung, seit wir diese Prüfungen durchführen. Jedes Jahr übernehmen wir einen anderen Jahrgang. Mich interessieren die Gründe nicht, warum sich die Eltern für den häuslichen Unterricht entschieden haben. Das einzige, was zählt, sind die Kinder. Und dass sie mit der Situation zurechtkommen.”