Nina Fleisch: “Ich fühlte mich wie versteinert”

Kultur / 29.05.2020 • 12:00 Uhr
Nina Fleisch: "Ich fühlte mich wie versteinert"
Nina Fleisch wollte schon in der Volksschule Sängerin werden.

Die Sängerin wollte im März ihr erstes Album präsentieren. Coronabedingt entschied sie sich für eine andere Form der Präsentation.

ALTACH Nina Fleisch hatte die Präsentation ihres ersten Musik-Albums schon lange vorbereitet. Geplant wäre eigentlich eine Präsentation im ORF gewesen. Die Covid19-Krise machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Aus diesem Grund entschied sich die innovative Sängerin für eine andere Form der Präsentation.

In welcher Form haben Sie Ihr Album präsentiert?

Da ich für die Vorbereitungen für das Album über sechs Jahre gebraucht hatte, war die Nachricht, dass die CD-Präsentation am 27. März abgesagt wird, sehr bitter. Ich fühlte mich wie versteinert. Ich hatte Angst, dass mein Herzensprojekt durch die äußeren Umstände irgendwie im Sand verläuft. Da zu diesem Zeitpunkt im Internet der Trend der Live-Streams aufkam, entschloss ich mich für eine Onlinepräsentation. Es war mir wichtig, einen gebührenden Abschluss für mein Projekt zu setzen. Ab dem Tag an, an dem ich mich für die Onlinepräsentation entschied, geriet ich in Stress. Denn ich hatte gerade noch fünf Tage Zeit, um sieben Musikvideos, Hintergrundstorys sowie eine Homestory zu drehen und zu schneiden. Glücklicherweise habe ich es geschafft, rechtzeitig fertig zu werden.

Welche Musikrichtungen sind auf Ihrem Album zu hören?

Es sind Songs, die man am besten mit dem Label „Deutschpop“ versehen kann. Es gibt Einflüsse aus dem Soul, Dance- und Plastikpop. Eine Nummer wiederum erinnert an eine Rockballade. Trotz der genreübergreifenden Auswahl gelang es dem Produzenten, einen roten Faden durch das Album ersichtlich zu machen. So klingt alles wie aus einem Guss.

Ihre Texte sind eher sozialkritisch, aus welchem Grund?

In bin der Meinung, dass es eine Aufgabe von Künstlern und Freigeistern ist, Dinge anzusprechen, die vielleicht nicht immer gern gehört werden und mitunter auch politisch inkorrekt sind. Im Grunde genommen bin ich ein sehr friedlicher Typ, dennoch nehme ich die Missstände in unserer Gesellschaft, den Schmerz und die Probleme der Menschen wahr. In einigen Songs habe ich diese Probleme thematisiert: Burnout, Konsumsucht, Marketingpopulismus oder auch die Sehnsucht von Scheidungskindern nach dem anderen Elternteil. Mein Song „Willkommen im Wunderland“ beschreibt, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft bereits vor der Krise entwickelt hat, nämlich in ein Wunderland, das aus Konsum, Anerkennungssucht und Scheinweltbildern besteht.

Wie entstehen Ihre Songs?

Eigentlich entstehen alle meine Songs aufgrund einer emotionalen Erschütterung, die aus unterschiedlichsten Gründen entsteht. Ich setze ich mich hin und schreibe einen Text darüber. Manche Texte verblassen, andere setzen sich durch und bestehen. Innerhalb von ein, zwei Tagen entsteht dann in mir eine Melodie dazu, die ich am Klavier ausprobiere, aufschreibe und schlussendlich mit dem Text zusammenführe. Musik bedeutet für mich Erleben und Verarbeiten. So ist beispielsweise das Songwriting für mich eine Form der Bewältigung von Wut, Trauer, Schmerz, Enttäuschung, aber auch von positiven Gefühlen wie Liebe, Respekt, Dankbarkeit und Hoffnung.

Wie kamen Sie zum Singen?

Schon in der Volksschule hatte ich den Wunsch, Sängerin zu werden. Ich lernte Klavier und war im Kinderchor. Das gefiel mir, dennoch hörte ich nach kurzer Zeit damit auf. Ich war das Kind, das ständig am lautesten gesungen hat, dafür wurde ich gerügt. Zu Hause haben meine Eltern oft mit uns gesungen, mein Vater hat uns auf der Gitarre begleitet. Dieser Einfluss und die Platten- und CD-Sammlung meiner Eltern haben mich sicherlich geprägt. In meiner Jugend nahm ich an einigen Karaokewettbewerben teil, bis ich mit 15 Jahren zur der Girlie-Band i:levenless7 kam. Wir hatten zahlreiche Auftritte in Deutschland, Schweiz und Österreich.

Mit welchen Formationen treten Sie auf?

Ich habe mehrere Bands: von Partybands über eine Swing- und Jazband, eine Funk- und Soulband bis hin zu verschiedenen Duos. Es macht Spaß, ein abwechslungsreiches Repertoire zu spielen. Ich liebe es, neue Sachen zu lernen. BI