Noch einmal: Festspiele
Am vergangenen Samstag erlaubte ich mir an diese Stelle Kritik an den Bregenzer Festspielen, die das gesamte Programm für diesen Sommer abgesagt und auf das nächste Jahr verschoben haben. Ich meinte, dass das eine zu einfache Lösung für den größten Kulturveranstalter des Landes sei. Man hätte sich, so meinte ich, Anderes, Alternatives zu bisherigen Festspielprogrammen, einfallen lassen können. Das sah der frühere kaufmännische Direktor der Festspiele, Franz Salzmann, anders und er entgegnete in einer ausführlichen Stellungnahme am vergangenen Montag. Bei aller Wertschätzung, die ich für Franz Salzmann habe, kann ich das aber leider so nicht stehen lassen.
Tatsache ist, dass man in Bregenz nur Stunden nach einer Verordnung des Bundes über die Machbarkeit größerer Kulturveranstaltungen alles abgesagt hat. Vor wenigen Tagen aber gab es eine neue Verordnung, die doch deutlich mehr zulässt. In Salzburg hat man darauf reagiert und für den heurigen Sommer ein Programm von 80 Veranstaltungen angekündigt. In Bregenz kommt gar nichts – außer bisher eine Ankündigung, dass man schon noch etwas machen wolle.
Mit Recht weist Franz Salzmann darauf hin, dass in Bregenz alljährlich Eigeneinnahmen von achtzig Prozent des Budgets – vor allem durch das Spiel auf dem See – erwirtschaftet werden. Zwanzig Prozent werden durch Subventionen von Bund, Land und Stadt abgedeckt. Diese zwanzig Prozent machen aber immerhin etwa sieben Millionen Euro aus. Könnte man nicht eine bescheidene Million davon für kleinere, andere, kreative Festspiele verwenden? Eine Million ist ein Vielfaches von dem, was jeder andere Kulturveranstalter im Land für sein Programm hat. Ich darf – mit Erlaubnis des Absenders – aus einem Brief eines Mitglieds der Wiener Symphoniker, des Bregenzer Festspielorchesters, zitieren: „Ich bin grad etwas enttäuscht von den Bregenzer Verantwortlichen. Zu Kunst und Kultur gehört es, auch in schweren Situationen zu improvisieren – und wenn es nur für Hoffnung und Mutmachen ist. Oder: Wir machen den Bregenzer Covidsommer, viel Kammermusik in der ganzen Stadt, Zeitgenössisches wie Barockes, theatre ambulant vom Kornmarkt bis in den hintersten Bregenzerwald, viele kleine Veranstaltungen. So eine Chance verpuffen zu lassen ist schlichtweg idiotisch. Die Festspiele könnten sich als innovativ, kreativ und improvisierend profilieren!!!“
So sieht das nicht nur dieses Mitglied der Symphoniker, so sehen das auch viele Menschen in Vorarlberg. Aber vielleicht ist noch nicht alles vorbei für diesen Sommer. Man hat aus dem Haus am Bodensee ja etwas in Aussicht gestellt. Was, werden wir sehen.
„Die Festspiele könnten sich als innovativ, kreativ und improvisierend profilieren!“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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