Als die lila Kuh noch golden war

Kultur / 05.06.2020 • 18:55 Uhr
Im Jahr 1922 wurde die Milka-Verpackung geändert.

Im Jahr 1922 wurde die Milka-Verpackung geändert.

Für Schokolade wurde auch mit der Vorarlberger Landschaft geworben.

Bludenz In Vorarlberg ein Standbein zu haben, hat Schweizer Fabrikanten in Zeiten der Monarchie allein schon deshalb interessiert, weil sich ihnen damit ein weites Absatzgebiet öffnete. Die Zölle waren ein weiteres Argument. Nach der Errichtung einer Dependance in der Nähe der deuschen Stadt Lörrach fasste Philippe Suchard bzw. sein Nachfolger eine Niederlassung in Bludenz ins Auge, die 1888 gegründet wude.

Auch wenn das unten abgebildete Plakat mit der Landkarte von Vorarlberg keine Datierung aufweist, gibt es, wie der Kunsthistoriker Tobias G. Natter ausführt, deutliche Hinweise dafür, dass es um 1920 in Umlauf gebracht wurde. Es befindet sich mittlerweile in einer Vorarlberger Privatsammlung. Auch in den Plakatarchiven in der Schweiz gäbe es kein zweites Exemplar. Die Marke mit Hilfe von Landschaftsbildern zu positionieren, zählte zur Unternehmensstrategie, den Begriff Milka, zusammengesetzt aus Milch und Kakao, ließ man sich schon im Jahr 1901 patentieren. Während der Name Suchard früher noch relativ groß auf den Verpackungen der Schokoladetafeln auftauchte, sollte ab 1922 vor allem der Begriff Milka zum Kauf anregen. In goldenen Lettern prangte er auf den lilafarbenen Tafeln neben dem Bild einer Kuh samt Bauern, das die Konsumenten darauf aufmerksam machen sollte, dass es die Milch sei, die die Schokolade zart macht. Wer genau hinsieht, erkennt den Unterschied zwischen der Schokoladetafel auf dem Plakat und der späteren Verpackung.

Drei frühe Sorten

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Philippe Suchard bemüht war, die Schokolade als für alle verfügbares Genussmittel einzuführen, kannte man drei Sorten, nämlich Milchschokolade, die dunklere Velma und die Noisette-Schokolade mit Haselnüssen. Dass Jahrzehnte später auch die Farbe Lila nicht für Verpackungen von anderen Schokoladeerzeugnissen verwendet werden durfte, ist bekannt. Mit der Fabrik in Bludenz wurde auch Werbung betrieben. Die Bestellkarten, auf denen die gewonnenen Preise bei der Pariser Weltausstellung ersichtlich sind, fungierten gelegentlich auch als Postkarte. VN-cd

Ansicht der Bludenzer Fabrik auf einer Suchard-Karte.
Ansicht der Bludenzer Fabrik auf einer Suchard-Karte.
Ein Suchard-Plakat mit der Vorarlberg-Karte, das um 1920 in Umlauf war. Vorarlberger Privatsammlung
Ein Suchard-Plakat mit der Vorarlberg-Karte, das um 1920 in Umlauf war. Vorarlberger Privatsammlung