Maria Simma über die weiteren Wege zur Kunstfinanzierung

Maria Simma betrachtet Förderungen kritisch und will neue Möglichkeiten initiieren.
Bregenz Seit zwei Jahren ist Maria Simma (37) Präsidentin der Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs und als solche hat sie nicht nur das Programm im Künstlerhaus in Bregenz inhaltlich neu ausgerichtet, sie hat sich vor allem in letzter Zeit lautstark zu Wort gemeldet. Dass das für sie ein Muss darstellt, wird jedem klar, der mit der engagierten Kunstexpertin spricht.
„Künstler und Kulturschaffende dürfen nicht zu Bittstellern gemacht werden.“
Maria Simma, Präsidentin der Künstlervereinigung
Die Covid19-bedingten Verbote haben Künstlerinnen und Künstler in voller Härte getroffen und sie betreffen sie immer noch, denn nicht nur bei den Lockerungen, sondern auch bei den Überbrückungsmaßnahmen hat die Bundesregierung eine Branche, in der es nicht zuletzt um Tausende Arbeitsplätze geht, einfach unergründbar übersehen oder hintangestellt. Es gehe nicht an, Kulturschaffende und Künstler erneut in eine Bittstellerfunktion zu drängen, betont Maria Simma im Gespräch von den VN, für sie gelte grundsätzlich eine Sicht, die unter anderem der deutsche Politiker Richard von Weizsäcker geprägt hat, indem er bei der Finanzierung von Kunst und Kultur nicht von Subventionierung, sondern von einer Investition sprechen wollte.
Das Geld kam nicht an
“Die letzten Monate waren intensiv”, meint sie, und bei allen Gesprächen mit Künstlerinnen und Künstlern oder den Interessensvertreterinnen Mirjam Steinbock und Barbara Herold wurde auch festgestellt, dass die angekündigten Förderungsprojekte der Regierung kaum oder nur zögerlich gegriffen haben. Das versprochene Geld kam also lange gar nicht bei den Menschen an, die es dringend gebraucht hätten, weil ihnen alle Einnahmequellen von einem Tag auf den anderen entzogen wurden. Dass die Krise die vielen prekären Arbeitssituationen im Kulturbereich, etwa die unbezahlten oder viel zu gering bezahlten Jobs, deutlich machte, wurde in VN-Berichten bereits mehrfach thematisiert. Besonders betroffen ist davon die lokale Szene. Mittlerweile sind die Förderungsangebote auch in Vorarlberg erweitert worden. Sie wolle Politikern und Kulturbeamten nicht unterstellen, dass sie sich nicht um die Not der Kulturschaffenden und Künstler gekümmert hätten, in anderen Ländern habe man aber durchaus rascher reagiert. Nebenbei bemerkt sie, dass das 700-Millionen-Euro-Hilfspaket für Vereine immer noch “herumschwebt”, wie viel für die Kunst bleibt, wisse keiner.
Private Förderer
Maria Simma hat auch einige Jahre am Österreichischen Kulturforum in New York gearbeitet. “Gerade die Zeit in den USA war prägend”, erzählt sie, “zumal dort, wie wir alle wissen, ein entscheidender Beitrag von Privaten geleistet wird. Während ich dieses System in letzter Konsequenz nicht als ideal und richtig empfinde, so ist es doch verwunderlich, dass wir Derartiges in Vorarlberg kaum bis gar nicht haben. Unseren Nachbarn Deutschland und Schweiz gelingt es. Und Vorarlberg?” Vorarlberg sei als reiches Bundesland zu bezeichnen, Stiftungen, die Kunst und Kultur im Programm haben, seien kaum auszumachen. “Die Liste der spendenbegünstigten Kulturveranstalter in Vorarlberg ist ungemein mager, beinhaltet wiederum nur die großen Player wie Kunsthaus und Festspiele, Vorarlberg Museum etc.” Spendenbegünstigt zu werden, scheint für Kulturveranstalter sehr kompliziert zu sein, hat sie in Erfahrung gebracht.
Das soll sich in Zukunft zwar ändern, aber die Dinge abzuwarten, dauert für Maria Simma zu lange. Auch angeregt von kunstaffinen Menschen, die sich in den letzten Wochen bei ihr gemeldet und gefragt haben, wie sie für Künstlerinnen und Künstler etwas tun können, wurde eine Vereinsgründung ins Auge gefasst. Weitere Interessensverbände, Kulturanbieter und Literaturvereinigung unterstützen das Projekt, das derzeit von Juristen ausgearbeitet wird, um demnächst konkret vorgestellt zu werden.