Hohes Leistungsniveau

Kultur / 10.07.2020 • 21:08 Uhr
Vokalensemble des Landeskonservatoriums unter der Leitung von Benjamin Lack im Feldkircher Dom. Jurmann
Vokalensemble des Landeskonservatoriums unter der Leitung von Benjamin Lack im Feldkircher Dom. Jurmann

Vokalensemble des Konservatoriums bot mit Scarlattis „Stabat mater“ einen Abend von einsamer Größe.

Feldkirch Was eigentlich als Kostbarkeit für eine der beliebten Abendmusiken im Dom in der Passionszeit gedacht war und damals wegen Corona entfallen musste, wurde nun auch gute drei Monate später, mitten im Sommer, zum Vokalereignis für eine große Anzahl von Interessenten. Es ist das „Stabat mater“ für zehn Solostimmen, die Vertonung der uralten Marienklage, um 1719 von Domenico Scarlatti geschrieben und in seiner barocken Vokalpolyphonie heute eines der großartigsten Werke dieser Epoche.

Noch nie in Vorarlberg

In Vorarlberg wurde es vermutlich noch nie aufgeführt, zu groß war wohl der Respekt vor der Komplexität des Werkes in seiner eng verflochtenen Stimmführung, die sich nicht in eine Doppelchörigkeit aufteilt, sondern jede der zehn Stimmen einzeln gestaltet. Da braucht es, denkt man sich, doch abgebrühte Profis für die Bewältigung dieser Partitur, bei der jeder einzelne ein Solist ist.

Benjamin Lack hat mit seinem hoch motivierten jungen Vokalensemble am Konservatorium diesen Schritt gewagt, das 20-minütige Werk seit Februar in acht Proben erarbeitet und nun auf einem unglaublichen Leistungsniveau präsentiert. Die zehn jungen Erwachsenen belegen das Hauptfach Gesang bei den drei Dozenten am Haus und werden zusätzlich von Lack im Ensemblegesang mit allen stilistischen Feinheiten vertraut gemacht. Die derzeitige Besetzung der sich ständig verändernden Gruppe ist für Lack ein „Glücksfall“.

So wie die Musik gedacht war

Dabei ist ihm ein Höchstmaß an Homogenität in Klang und Farbgebung der Stimmen gelungen, was allein einen starken Eindruck hinterlässt. Es gelingt ihm aber auch die stilistische Balance, wenn Einzelne in der Besetzung von vier Sopranen und je zwei Altistinnen, Tenören und Bässen solistisch hervortreten, mit ihrer sauberen Intonation, sicheren Koloraturen und extremer Höhe bei den Sopranen aufhorchen lassen. Benjamin Lack hat seine Augen und Ohren überall, gibt die nötigsten Einsätze und lässt im Übrigen diese Musik so ineinanderfließen, wie sie gedacht war, bis zur wunderbar gearbeiteten Schlussfuge und dem dicht verschränkten „Amen“.

So entsteht dieses im Reichtum der Anlage, der Stilmittel und der Vielfalt seiner Satztechniken einzigartige Werk in seiner ganzen kostbaren Schönheit. Johannes Hämmerle setzt dazu an einer Truhenorgel ein sicheres Continuo-Fundament und vollendet das Konzert an der großen Domorgel gedanklich noch mit Bachs imposanten Choralvariationen über „Christ ist erstanden“. JU