Humor eröffnet weitere Möglichkeiten

Lubica Cekovská hat mit der Opernkomödie „Impresario Dotcom“ ein Auftragswerk der Festspiele geschaffen.
Bregenz Es ist der kreativen Lösungsorientiertheit der Bregenzer Festspielleitung und des Opernteams zu verdanken, dass „Impresario Dotcom“ heuer überhaupt uraufgeführt werden kann. Das Werk basiert auf einer Komödie von Goldoni, ist neue Musik, lässt aber auch Werke von Verdi bis Mozart und Offenbarch durchhören.
Was hat Sie besonders interessiert an der Komödie „Der Impresario von Smyrna“ von Goldoni, das heißt, so, dass Sie sagen konnten, ja, das ist ein Thema für eine Oper, die ich schreiben möchte??
Die Gattung Komödie, Opera buffa an sich, fand ich sehr anziehend. Carlo Goldonis einzigartigen Humor wollte ich mit meinen kompositorischen Fähigkeiten und meinem eigenen skurrilen Humor in Musik setzen.
Die Figuren tragen die Namen von Figuren aus bekannten Opern, auch deren Arien kommen vor – wie sind Sie da kompositorisch vorgegangen?
Ich wollte sehr behutsam mit diesen berühmten Arien umgehen und habe versucht, in meiner Musiksprache eine ausgewogene Balance zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu finden.
Was zeichnet für Sie eine Opera buffa aus?
Humor eröffnet Möglichkeiten, auch zwischen den Notenzeilen zu lesen und daran zu denken, was wirklich gesagt wird.
Das Stück handelt von der Situation der Künstler, vom Konkurrenzkampf: Welches Thema ist Ihnen besonders wichtig?
Ich mag keinen Wettbewerb in der Musik, sie ist keine sportliche Aktivität. Im Sport gibt es konkrete Ergebnisse, die objektiv beurteilt werden können: Schnell zu sein ist oft am besten, langsam zu sein schlecht. In der Musik macht dich schon allein die Gelegenheit zum Gewinner, nur dann kannst du dem Publikum deine Klangwelt vorstellen, wofür du deine eigene musikalische Software programmieren musst.
Die Musik zu beschreiben, ist oft eine schwierige Sache. Wie lautet Ihre Eigendefinition des Stückes?
In dieser Oper geht es darum, Oper aufzuführen, mit Menschen, die aufeinandertreffen, Egos, die sich aufblähen und in sich zusammenfallen. Die Musik erkundet so vielfältige Ebenen, wie es Menschen auch tun.
War es schwierig, sich als Komponistin durchzusetzen?
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich als Frau besonders behaupten musste, aber ich hatte sicherlich auch Glück. Ich lasse die Musik für sich sprechen und spüre keine besondere Schwierigkeit oder gar Respektlosigkeit seitens der Musikwelt.

Wie eine Weiterführung des Werks von Goldoni
Was die sukzessive Demaskierung der Figuren betrifft, die sich befreien, geht die Librettistin Laura Olivi weiter als Goldoni, erzählte die deutsche Regisseurin Elisabeth Stöppler: „Ich finde das sehr interessant, im Gegensatz zu Goldoni, der auf der Ebene der Konkurrenz unter Sängern bleibt, hat Olivi das Thema angepeilt, dass wir nur zusammen etwas schaffen können.“ Bei Goldoni reist Ali, der Geschäftsmann aus Smyrna, der sich als Impresario ausgibt, der eine Oper gründen will, wieder ab, wenn der Konkurrenzkampf unter den Sängern, die eine Anstellung brauchen, den Höhepunkt erreicht. In der Oper wirkt die Figur wie ein Katalysator. Bei allem Spaß, den die Handlung in sich birgt, haben sich die Personen der Herausforderung der Situation zu stellen, müssen eine Lösung finden. Dass das Werk damit auch die gegenwärtige Krise beleuchtet, in der Musiker und Sänger durch die Auftrittsverbote ihrer Existenzgrundlagen beraubt sind, hat das Festspielteam mit Elisabeth Stöppler dazu motiviert, ein neues Konzept zu entwerfen, das die Aufführung bei allen Präventionsauflagen überhaupt ermöglicht.
Das Symphonieorchester Vorarlberg leitet der britische Dirigent Christopher Ward, die Ausstattung schufen Hermann Feuchter (Bühne), Nicole Pleuler (Kostüme) und Fabio Stoll (Videos).
Uraufführung „Impresario Dotcom“ im Bregenzer Festspielhaus, 20. August, 20 Uhr; zweite Aufführung: 21. August.
Zur Person
Lubica Cekovská
Geboren 1975 in Humenné, Slowakei
Ausbildung Studium in ihrer Heimat und in London
Werke Theatermusik, Opern, Filmmusik, Klavierstücke, Kammermusik