Fünf Räume, fünf Farben und ein Künstler

Kultur / 11.09.2020 • 23:00 Uhr
Fünf Räume, fünf Farben und ein Künstler
Die Ausstellung mit Arbeiten von Harald Gmeiner wurde am Freitagabend in der Villa Claudia eröffnet. AG

Mit Harald Gmeiner geht es in der Villa Claudia durch fünf Räume, fünf Themen und fünf Farben.

FELDKIRCH Ein Rundgang, ein runder Geburtstag und ein Rundblick – „Rundund“ heißt die Personale des Wolfurter Künstlers Harald Gmeiner und die erste KunstVorarlberg-Ausstellung nach der Corona-Pause in der Villa Claudia. Anlass und Ausgangspunkt der Konzeption Gmeiners sind die fünf Ausstellungsräume mit ihren unterschiedlichen Qualitäten und die besondere Situation in der Feldkircher Villa zwischen privat, öffentlich und museal. Den fünf Räumen, jedem für sich und doch verbunden durch die Türöffnungen ohne Türen, ordnet der Künstler jeweils eine Farbe und ein Thema zu, die die unterschiedliche Wahrnehmung in den verschiedenen Räumen verstärken sollen.

Zeichnungen samt einer Videoarbeit von Harald Gmeiner.
Zeichnungen samt einer Videoarbeit von Harald Gmeiner.

Der Ursprung ist schwarz. Im ersten Raum sind großformatige Zeichnungen und Monotypien mit Köpfen und einer Reihe von ägyptischen Motiven zu sehen. Neben dem Faible Harald Gmeiners für die Fragilität des Strichs und die Schlichtheit des Bleistifts kommt hier auch der Zufall, als das Experimentelle, nicht immer Voraussehbare und als wesentliche Strategie, ins Spiel. Im rosa Zimmer ist nicht alles so zuckersüß und easy wie es scheint, die Farbe, mit der sich der Künstler unter dem Motto „Zwischen-Räume“ zwei Jahre beschäftigt hat, polarisiert. Und auch die Andeutungen von Formen und Dingen in den druckgrafisch-zeichnerisch-kombinierten Arbeiten haben nichts Fixes. Der Zeichner spricht die Einladung aus, Bekanntes zu sehen, fordert aber zugleich auf über diese Seherfahrung hinaus zu gehen, was ein durchgängiges Thema seines Schaffens ist. Die von einem pinkfarbenen Satinband umschlungene Videoarbeit „5.55“ ist nicht zufällig in diesem Raum zu sehen. Harald Gmeiner beschäftigt sich schon länger mit Zahlen und entsprechenden Farbanalogien, nach denen die Fünf für die Farbe Rosa steht. Bei der Aktion „5.55“ hat der Künstler die immaterielle Distanz (55 Meter) zwischen dem Bodenseeufer und einem Pfahl schwimmend in fünf Minuten vermessen und handfest gemacht. Der rosa Stuhl fordert zum Sitzen auf, ist aber vielleicht doch ein Ausstellungsobjekt – wer weiß und wagt es?

Weiß, bunt, blau

Im Erkerraum herrscht kontemplative Konzentration. Weiß, auch auf dem Boden, gibt den Ton an, hier gilt eintauchen, sich sammeln und in Formen, Figuren und den Titeln, die gerade in den Mischtechniken auf Papier ein wesentlicher Aspekt des Bildes sind, versenken. Ungleich stärker, mit deutlich mehr Energie aufgeladen, sind die großformatigen Gemälde im „bunten“ Raum, der vom Tun und von der Macht des Augenblicks dominiert wird, während sich jenseitiges, liquid-flüchtiges Blau im fünften und letzten Raum wie aus ebensolch farbigen Kübeln zu ergießen scheint. Die beiden hoch gehängten Plastikeimer sind leer, verweisen aber auf die jüngste Aktion Gmeiners „6.60“. Gleichzeitig sind eigenwillige Interpretationen des Künstlers von Landschaftsbildern zu sehen. Wird der Landschaft gemeinhin das Quer- und der Figur das Hochformat zugeordnet, so entscheidet sich Gmeiner für die unentschiedene Mitte, das Quadrat, ebenso wie er zwischen malerischem und grafischem Duktus pendelt. Und auch die Farben sind unkonventionell gewählt. Wie ein Anker in diesem schwebenden Raum steht ein Bettsofa in Türkisblau und die unausgesprochene Einladung es zu benutzen. Es symbolisiert mit dem Schlaf den Eintritt in eine andere Welt, einen anderen Raum. Ariane Grabher

Die Ausstellung ist in der Villa Claudia, Bahnhofstraße 6, Feldkirch, bis 4. Oktober geöffnet, Fr von 16 bis 18 Uhr, Sa von 15 bis 18 Uhr, So von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.