Die Blasmusik steht vor neuem Lockdown

Obmann Wolfram Baldauf bestätigt Verstummen von gut 6000 Musikern aufgrund neuer Pandemie-Verordnung.
Feldkirch „Es wird unangenehm still werden, wenn alles zutrifft, was bislang angekündigt ist“, erklärt Wolfram Baldauf im Gespräch mit den VN. Der Obmann des Vorarlberger Blasmusikverbandes macht damit deutlich, dass die neuen Pandemie-Verordnungen das Musizieren in den Vereinen verunmöglichen. „So wie es ausschaut, werden die Vereine ihre Proben einstellen müssen.“ Man könne nicht in Sechsergruppen proben und dann die Kapelle zusammenführen. “Aber ohne Proben gibt es auch keine Konzerte.”
Ab wie vielen Musikern ein Präventionskonzept zur Genehmigung vorgelegt werden muss, sei genau so wenig klar, wie die angekündigten Vorschriften nun konkret aussehen. Man könne aber grundsätzlich davon ausgehen, dass die Auflagen, an die man sich bislang zu halten hatte, ab Ende der Woche weitgehend verschärft werden. Deshalb kann Baldauf jetzt schon sagen, dass die Blasmusik vor einem neuen Lockdown steht. Und das in der immer dunkler werdenden Zeit, in der die Cäcilienkonzerte im November sowie die Advents- und Weihnachtsmusik die Stimmung aufhellen, zur Besinnung beitragen und festlichen Glanz verbreiten. Baldauf: “Das wird heuer nicht so sein können.”
Gut 6000 Musiker betroffen
Betroffen sind in Vorarlberg gut 6000 aktive Musikerinnen und Musiker in insgesamt 129 Musikvereinen und Blasorchestern. „Wir haben in Vorarlberg mehr Kapellmeisterinnen und Kapellmeister als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.“ Wolfram Baldauf plädiert im Kreis seiner Kollegen dafür, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich ein Quantum Gelassenheit und Hoffnung nicht nehmen zu lassen, er macht aber auch seinen Ärger darüber deutlich, dass Kulturschaffende und eben auch die Blasmusikvereine von der Politik weiterhin einfach übersehen werden. „Zu überhören sind sie an sich nicht, das erfahren doch gerade auch Politiker immer wieder.“
Er appelliert an die Verantwortlichen, doch so rasch wie möglich exakt darzulegen, was man darf und was nicht und sich mit den Bedingungen zum Musizieren in den Vereinen auseinanderzusetzen. „Ich muss da aber auch unseren Vizekanzler Werner Kogler erwähnen. Er ist nicht nur Sport-, sondern auch Kulturminister. Auch wenn er eine Staatssekretärin für Kunst und Kultur hat, kann es nicht sein, dass er bei den Auflagen immer nur vom Fußball spricht. Statistisch gesehen ist die Blasmusik in jeder Gemeinde in Österreich vertreten.“
Austritte werden befürchtet
Was das Finanzielle betrifft, so werden, wie Baldauf es ausführt, einige Vereine, die Anschaffungen tätigen mussten, Probleme bekommen, wenn die Einnahmen aufgrund von Konzertabsagen wegbrechen. Er macht sich aber auch Sorgen, dass ein längerer Stillstand zu Austritten führen könnte und dass die sehr gut aufgebaute Nachwuchsarbeit darunter leidet. „Das wäre besonders schmerzlich.“
In den nächsten Tagen werden die Verbandsfunktionäre zusammenkommen und beraten, wie man gegensteuern kann bzw. wie der Stillstand ohne Verluste zu verkraften ist. Kreative Ideen gäbe es viele. Nach der außergewöhnlichen Klangwolke im Mai, für die sich die Musikerinnen und Musiker im ganzen Land jeweils einzeln bzw. mit genügend Abstand positioniert hatten und zur exakt selben Zeit zwei Werke spielten, wurden weitere Konzepte erarbeitet. Eines sah vor, dass sich die Musiker in ganz kleinen Gruppen verteilt aufstellen und das Publikum die Darbietungen sozusagen abwandert. Eine solche Veranstaltung wäre laut neuer Auflagen allerdings verboten.
„Ich mache mir große Sorgen um unsere sehr gut aufgebaute Nachwuchsarbeit.“
