Kulturstadt nur als Behauptung
Als im Frühjahr der Lockdown verkündet wurde, gerieten die Künstler verständlicherweise in eine Schockstarre. Bevor man sich da und dort, etwa beim Aktionstheater, relativ rasch überlegte, wie man den Menschen dennoch die Auseinandersetzung mit Kunst ermöglichen kann, meldete sich interessanterweise das Team von Dornbirn plus um Bettina Steindl zu Wort. Den Titel Europäische Kulturhauptstadt trotz oder gerade wegen eines äußerst ambitionierten Programms im Verbund mit Hohenems und Feldkirch nicht zugesprochen bekommen zu haben, führte dort ohnehin nicht zu Untätigkeit. Man bündelte die kreative und digitale Kompetenz, förderte und übermittelte über Wochen verschiedene Projekte.
Eine Auseinandersetzung und auch ein intellektueller Diskurs entstand, den man in Vorarlberg sonst gerade dort, wo er zu erwarten wäre, vermisste. Die Landeshauptstadt Bregenz rief sich im Sommer mit Hunderten, in Anlehnung an den Fasching gestalteten Fähnchen zur Kulturstadt aus, bekam aber keine Projekte auf die Reihe, die aufhorchen ließen. Dass man sich schon seit Längerem mit dem Mittelmaß begnügt und neben den längst bestehenden Meisterkonzerten keine Strahlkraft erwirkt, schmerzt die Kunstfreunde.
Aber hoppla, den Kulturhäusern des Landes mit ihrem Standort in Bregenz darf man nicht Unrecht tun. Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer organisierte mit Lockdown-Arbeiten internationaler Künstler die Ausstellung zur Stunde und sorgte damit selbst in New York für Schlagzeilen. Das Landestheater wurde tätig, spielte unter freiem Himmel, sobald es ging, und verweist nun mit dem neuen Spielplan von Intendantin Stephanie Gräve auf gesellschaftliche Problemfelder. Sei der nächste Lockdown nun ein harter oder nicht, gerade dort, wo die finanzielle Existenz nicht so gefährdet ist, also in den von der öffentlichen Hand getragenen Einrichtungen und in den Ämtern, wären weitere Impulse zu erwarten.
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