Dem Tal und seinen Besuchern auf der Spur

Kultur / 27.11.2020 • 17:12 Uhr
Willkommen im Montafon!Edith Hessenberger/Michael KasperVerlag Wagner, 396 Seiten

Willkommen
im Montafon!

Edith Hessenberger/Michael Kasper

Verlag Wagner, 396 Seiten

Ausführliche Arbeit zur Tourismusgeschichte des Montafons.

Sachbuch Für viele Alpentäler, so auch für das Montafon, stellt der Tourismus die wichtigste Erwerbsquelle dar. Es war deshalb naheliegend, dem Phänomen in seiner Entstehung und Entwicklung nachzuspüren. Edith Hessenberger und Michael Kasper begnügen sich aber nicht mit einer historischen Spurensuche, sie analysieren ebenso intensiv den aktuellen Zustand und die Zukunft dieses Wirtschaftszweiges. Ausgehend von ersten Berichten über die Bereisung des Montafons wird der frühe Ausbau einer Infrastruktur detailreich beschrieben. Etwa wie Dorfgasthäuser allmählich zu Hotels mutieren, wie Straßen und Wanderwege ausgebaut beziehungsweise angelegt wurden und auf welche Weise geschäftstüchtige und innovative Pioniere den Fremdenverkehr ankurbelten. Die in dieser Zeitung kürzlich vorgestellte Gaschurner Wirtin Viktoria Kessler war eine von ihnen.

Seit dem Aufkommen des Tourismus waren und blieben es bis heute bestimmte Erwartungen der städtischen Ausflügler an die bereisten alpinen Gebiete: Urwüchsige, von großstädtischen Unsitten noch nicht angekränkelte Menschen, intakte Natur sowie eine majestätische Bergwelt. Die Kunst der frühen Gastgeber bestand darin, den Touristen ländliche Einfachheit bei gleichzeitigem Komfort zu bieten. War der frühe Tourismus ein sommerliches Vergnügen, so brachte das Aufkommen des Skisports seit den 1920er Jahren eine tiefgreifende Veränderung. Dafür waren wiederum enorme Investitionen erforderlich. Neben dem Skifahren, so ein Resümee der Autoren, sind es heute eine Reihe landschaftsbezogener Sportarten sowie die wachsende Zahl der Aktiven, die Naturflächen beanspruchen. Zugleich aber stellt eine intakte Natur eine der wichtigsten Ressourcen für die landschaftsgebundene Tourismus- und Freizeitwirtschaft dar.

Quellenmäßig fußt die anregende und ertragreiche Arbeit auf zwei wesentlichen Säulen: auf Literatur und Archivalien einerseits und ausführlichen Interviews mit Akteuren und Betroffenen andererseits. Daraus haben die Autoren einen dichten Text gewoben. Wer das Montafon lesend näher kennenlernen möchte, ist mit diesem Führer durch Geschichte und Gegenwart bestens bedient. Auch für diejenigen, die eine weitere Erschließung der Region planen, könnte ein Blick in die Geschichte von Irrwegen abhalten. Sie sollten auf jene Qualitäten bauen, die das Montafon seit jeher auszeichnen und die in diesem Buch deutlich herausgearbeitet werden. MP