Verhinderungsstrategie statt Prävention

Kuges-Geschäftsführer Werner Döring spricht über Freitestabsichten bis Ende März, vorhandene Impfbereitschaft und Einnahmenverluste.
Bregenz „Ich lass mich lieber schon morgen impfen als in den nächsten Monaten wöchentlich testen, damit ich mich überhaupt noch bewegen kann“, erklärt Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft (Kuges) und bringt damit auf den Punkt, was bislang kaum laut ausgesprochen wurde. Die von der Regierung offerierte und mittlerweile von der Opposition aus rechtlichen bzw. verfassungsrechtlichen Gründen gekippte Möglichkeit des Freitestens hätte nicht ausschließlich für eine Woche ab dem 18. Jänner gegolten, sondern wahrscheinlich das gesamte erste Quartal. Der Kuges-Chef, der als solcher die kaufmännische Gebarung der Vorarlberger Kulturflaggschiffe, nämlich des Landestheaters, des Vorarlberg Museums und des Kunsthaus Bregenz verantwortet, rechnet mit massiven Einschränkungen bis Ende März und mit weiteren Auflagen bis Ende des Jahres. Was die erwähnte Impfung betrifft, zeigt er sich erstaunt darüber, dass die englischsprachigen Länder bei der prozentuellen Durchimpfung der Bevölkerung weit vorne sind. Und zwar obwohl er es für grundsätzlich gut erachtet, dass die europäischen Länder den Impfstoff zentral beschaffen. Aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen zeigt er sich überzeugt davon, dass 30 Prozent der Menschen oder sogar deutlich mehr bereits jetzt eine echte Impfbereitschaft haben. Die Bereitschaft zum geplanten Freitesten, um bereits ab dem 18. Jänner eine Theateraufführung oder ein Museum besuchen zu können, hat er für gering erachtet: „Ich habe mit weniger Besuchern gerechnet, weil ich davon ausgehe, dass sich das etliche Personen nicht antun, wenn sie nicht sowieso zum sogenannten Massentest gehen wollen.“
„Ich lass mich lieber schon morgen impfen als in den nächsten Monaten wöchentlich testen, damit ich mich überhaupt noch bewegen kann“
Werner Döring, Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser Betriebsgesellschaft
Man werde die Betriebe am erstmöglichen Tag aufsperren, weil das Öffnen ein kulturpolitischer Auftrag ist. Auch wenn man nicht die Sheriffs der Nation sein will, hätte man es organisatorisch irgendwie geschafft, das heißt, die Tickets, einen Identitätsnachweis und eine Testbescheinigung kontrolliert. Grundsätzlich erachtet Döring das Freitesten, das ja nach wie vor nicht vom Tisch ist, nicht als probate Strategie. Die Gentests seien eine Momentaufnahme und auch nicht 48 Stunden oder eine Woche gültig und zudem müsste man wohl erst einmal verstehen, warum es für eine Kulturveranstaltung einen jüngeren Test braucht als für einen Gastronomiebesuch. Er wolle nicht eine Branche gegen die andere ausspielen, aber die Bilder der Skifahrer vor den Liftanlagen haben ihn befremdet: „Da hätten wir mit den Präventionskonzepten Bedingungen mit weit weniger Ansteckungsrisiken sicherstellen können.“
Keine Ungleichbehandlung
Was er fordert, sind nachvollziehbare Regeln, die keine Ungleichbehandlung für den geschwächten Kulturbetrieb bedeuten. Auch das Verbot von Veranstaltungen am Abend erachtet er als Verhinderungsstrategie, weil es nicht nachvollziehbar ist, dass das Infektionsrisiko am Abend größer sein soll. „So kann man keine Besucher wiedergewinnen.“ Bei einem bestimmten Anteil der Bevölkerung sei sicher eine große Lust an kulturellen Aktivitäten da, aber man müsse darüberhinaus auch den anderen Teil mitnehmen, und dabei spielen auch die Rahmenbedingungen eine Rolle. Auch im Einzelhandel werde bemerkt, dass er ohne Gastronomie eben nicht gut läuft.
Stellt sich die Frage, warum die Vertreter der Kulturbranche, die abgesehen vom Wert von Kunst und Kultur für die Gesellschaft auch einen Wirtschaftsfaktor darstellt, nicht vehementer vor die Bundesregierung treten. Er sehe Subventionen grundsätzlich als Investition und spreche auch lieber von einer solchen, aber zugegebenermaßen mache es die Tatsache, dass ein beachtlicher Teil der Betriebe Mittel von der öffentlichen Hand erhalten, ein bisschen schwieriger. Ein Schreiben an die Regierung habe es aber gegeben, verteidigt sich Döring und seine Kollegen, hinter den Kulissen werde „mit größtem Engagement klar gesprochen“.
Hohe Einnahmenverluste
Grundsätzlich heißt das nun, dass die Vorarlberger Kulturbetriebe die Wiederöffnung ab 25. Jänner planen. Das Landestheater hat bereits einige Produktionen storniert. Abgesehen davon, dass das Land Vorarlberg die Subventionen für die drei Betriebe zusätzlich um etwa 360.000 Euro gekürzt hat, muss Döring bereits jetzt schon mit Einnahmenverlusten von 20 bis 30 Prozent kalkulieren.