Museumsticket statt Medikament

Pilotprojekt gestartet: Das vorarlberg museum kann künftig “auf Rezept” besucht werden.
Bregenz Ein Museumsticket statt Medikamenten? Was in Ländern wie England, Kanada, Frankreich, Belgien und der Schweiz bereits praktiziert wird, kommt nun auch nach Vorarlberg. Das vorarlberg museum hat gemeinsam mit der Ärztekammer Vorarlberg ein Pilotprojekt gestartet, das ab sofort einen Museumsbesuch auf Rezept ermöglicht. Für die Pilotphase von “Museum auf Rezept” stellt das vorarlberg museum insgesamt 1000 Freikarten zur Verfügung, die von interessierten Ärztinnen und Ärzten an infrage kommende Patienten ausgegeben werden.

Laut vorarlberg museum können Museumsbesuche die psychische und körperliche Gesundheit fördern. Wissenschaftliche Studien würden zeigen, dass der Besuch kultureller Einrichtungen das Wohlbefinden steigert, Stress reduziert und das Immunsystem stärkt. Derzeit untersucht auch die Charité in Berlin die Wirkung von Kulturangeboten auf die psychische Gesundheit.

“Dieses Pilotprojekt kann laut den vorliegenden Studiendaten einen zusätzlichen Benefit für bestimmte Patientengruppen bieten”, sagt Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Vorarlberg. “Deshalb unterstützen wir das Projekt sehr gerne.” Das Angebot richtet sich laut Rümmele-Waibel in erster Linie an Patienten, die eine Möglichkeit bekommen sollten, aus ihren vier Wänden herauszukommen. “Der Arzt kann das Rezept des Museumsbesuchs mitgeben, wenn er darin einen positiven Effekt auf das Gemüt des Patienten sieht”, erklärt die Kinderärztin. Nach Abschluss des Pilotprojekts soll evaluiert werden, ob das Projekt auf weitere Museen ausgeweitet wird.

Das Projekt ist laut dem Direktor des vorarlberg museums, Michael Kasper, im Kontext des Strategieprozesses eingebracht worden. “Es zeigt, welchen gesellschaftlichen Beitrag der Kulturbereich leisten kann. Museen können Räume der Begegnung, der Ruhe und der Selbstreflexion sein. Das sind Qualitäten, die gegenwärtig besonders wertvoll sind.” Kasper erhofft sich, dass durch Projekte wie “Museum auf Rezept” auch Hemmschwellen abgebaut werden und das Haus stärker als offener Ort gesehen wird. “Ein Ort, an dem neue Erfahrungen gemacht, neue Perspektiven entstehen können.”

Kuges-Geschäftsführerin Monika Wagner sieht im neuen Pilotprojekt eine wertvolle Ergänzung zur bisherigen Vermittlungsarbeit. “Im Kunsthaus verfolgen wir schon länger eine eigene Linie mit zahlreichen spezialisierten Vermittlungsformaten – etwa für sehbehinderte Menschen oder Personen mit Demenzerkrankungen”, erklärt Wagner. “Aus diesen Erfahrungen wissen wir, wie positiv sich solche Angebote auswirken können.”

Begeistert von der Initiative zeigt sich auch Mirjam Steinbock, Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg: “Ich halte es für so weitsichtig wie selbstverständlich, Menschen jegliche Art von Anwendungen zukommen zu lassen, die gesund machen. Sich mit Kunst und Kultur zu befassen und Schönheit und Geschichten auf sich wirken zu lassen, fördert die Verbindung zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zur Umwelt. Das ist zutiefst heilsam. Zu dieser Kooperation und Möglichkeit mag ich von ganzem Herzen gratulieren – das ist ein gesellschaftlicher Gamechanger, der zudem Freude potenziert.”