199 Milliarden Euro schon im Jahr 2020 futsch

Kultur / 26.01.2021 • 20:26 Uhr
Szene aus der Produktion „Geld, Parzival“ am Vorarlberger Landestheater: Die darstellende Kunst ist vom Lockdown besonders hart betroffen. LT/Koehler
Szene aus der Produktion „Geld, Parzival“ am Vorarlberger Landestheater: Die darstellende Kunst ist vom Lockdown besonders hart betroffen. LT/Koehler

Kultur- und Kreativwirtschaft  zählt zu den von der Pandemie am härtesten betroffenen Branchen.

Brüssel, Wien Im Jahr 2020 hat die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) in den 28 Ländern der EU einen Einnahmenrückgang von 199 Milliarden Euro oder 31 Prozent zu verzeichnen, das geht aus einer EY-Studie hervor. Damit sind ihre Verluste höher als jene der Tourismusindustrie (-27 Prozent) oder der Automobilindustrie (-25 Prozent). Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind in allen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft spürbar, besonders hart davon betroffen sind die Bereiche Darstellende Kunst (-90 Prozent) und Musik mit einem Einbruch von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl Onlinenutzungen von Musik gestiegen sind, konnte das Fehlen von Live-Veranstaltungen in keinster Weise kompensiert werden.

Die Auswirkungen der Krise werden das Wachstum der Branche noch mehrere Jahre in ganz Europa stark bremsen. Im Bereich der Verwertungsgesellschaften, die die Gelder für Aufführungen aus 2020 erst im heurigen Jahr an die RechteinhaberInnen auszahlen, bedeutet der Rückgang an Musiknutzungen einen Umsatzverlust von ca. 35 Prozent. Der Verkauf von physischen Tonträgern ist weiterhin rückläufig und liegt ebenfalls bei -35 Prozent, während die digitalen Umsätze nur um niedrige 8 Prozent wachsen werden. Erst wenn es eine klare Perspektive für die Wiederaufnahme des regulären Produktions- und Spielbetriebs gibt, werden auch Investitionen und Innovationen wieder erfolgen.

Situation in Österreich

Covid-19 hat auch in Österreich für massive Einnahmenrückgänge bei den Kreativschaffenden gesorgt. UrheberInnen und Musikverlage erhalten im Lauf dieses Jahres die für das Vorjahr anfallenden Tantiemen ausbezahlt und müssen von einer Reduktion der Verteilungssumme um 20,2 Prozent auf 85,2 Millionen Euro ausgehen. Die Sparte Live-Aufführungen erreicht mit einem Minus von 70 Prozent einen Negativrekord. Für 2021 wird aufgrund der anhaltenden Beschränkungen im Kulturbereich erneut eine rückläufige Umsatzsumme von 86,3 Millionen Euro (- 9,8 Prozent vs. 2020) erwartet, die somit um mehr als 25 Prozent unter den Umsatzzahlen von 2019 liegt.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft wurde von der Pandemie äußerst hart getroffen und es wird Jahre dauern, bis sie sich von den Auswirkungen erholt. Im Namen ihrer 27.000 Mitglieder, der Rechteinhaber von musikalischen Werken, ruft die AKM die Regierungsparteien abermals auf, die Unterstützungsleistungen für Musikschaffende ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend zu erhöhen und die Kreativschaffenden als Multiplikatoren für die Zukunft zu nutzen.

Urheberrechte schützen

Peter Vieweger, Präsident AKM, erklärt: „Die Lage für Kreativschaffende ist so düster wie nie zuvor. In Anbetracht der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung des Kultur- und Kreativbereichs für die europäische und auch österreichische Wirtschaft fordern wir adäquate Unterstützung für die Urheber und Musikverlage, damit sie nach der erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie ihr kreatives Potential neu entfalten und mit ihrem künstlerischen Schaffen die Gesellschaft wieder zusammenbringen können.“ Laut Gernot Graninger, Generaldirektor AKM, spielen neben adäquaten finanziellen Mitteln zur Überbrückung der Krise die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Kultur- und Kreativwirtschaft und das wirtschaftliche Überleben der Rechteinhaber eine zentrale Rolle: „Die Novelle des Urheberrechts steht vor der Tür, die Urheber benötigen dringend einen zeitgemäßen und effektiven Schutz ihrer Leistungen, vor allem im immer stärker wachsenden digitalen Umfeld.“

Die Studie zur Kreativwirtschaft vor und nach Covid-19 wurde vom europäischen Dachverband der Verwertungsgesellschaften GESAC bei EY in Auftrag gegeben.