„So geht es mir saugut“

Wenn Tone Fink nun Tiere zeichnet, dann sind auch bedrohte und besondere Arten dabei.
Fußach Er solle die Sache einfach laufen lassen, die ihm zurzeit so viel Spaß macht, hat ihm seine Tochter jüngst empfohlen. Sie ist seine schärfste Kritikerin und hat damit Bemerkungen jener Beobachter abgefangen, die darüber lächeln, wenn sich der bekannte Zeichner, Bildhauer und Trickfilmmacher Tone Fink (77) dem Animalischen zuwendet und dabei einmal nicht den Intellekt, die symbolische oder die kulturhistorische Bedeutung in den Vordergrund stellt, sondern das Tier einfach Tier sein lässt. Wer überrascht war, als der Vorarlberger, in dessen Gesamtwerk die Abstraktion oder der bildnerische Ausdruck menschlicher Eigenschaften und Befindlichkeiten einen großen Raum einnimmt, mit Wesen aus der Fauna auftrat, kennt seinen Werdegang nicht.
Als der gebürtige Schwarzenberger einst die Lehrerbildungsanstalt besuchte, um einen im bürgerlichen Umfeld akzeptierten Beruf anzustreben, überzeugte er schon seine Professoren mit ausdrucksstarken Tierzeichnungen. Diese Art der künstlerischen Übung, die er selbst gern in den Bereich des Handwerklichen schiebt, hatte er ad acta gelegt als es zum Kunststudium nach Wien ging. Dieser „Kraftakt und die Hochleistungsübung“ kommen ihm jetzt aber gerade recht, meint er. Der Spaß, den er dabei empfindet, lässt ihn nämlich auch die Corona-Zeit mit allen Einschränkungen und Veranstaltungsverboten leichter ertragen: „So geht es mir saugut.“
Mit dem Pinsel beseelen
Die Auseinandersetzung mit den Kreaturen ist zudem von Empathie gekennzeichnet. Nachdem er sich vor Monaten noch überwiegend dem heimischen Getier zuwendete, gilt Finks besonderes Augenmerk nun in erster Linie dem Schützenswerten und dem Bedrohten. Wer einen Madagaskar-Buntfrosch, ein seltenes Reptil, einen Kleideraffen oder einen Schwarzfußiltis unter den Zeichnungen entdeckt, weiß, dass es sich um Arten handelt, denen der Mensch in seiner Unbesonnenheit und Gier den Garaus macht. Es wären aber wohl keine Fink-Werke, wenn sich der Urheber nicht die künstlerische Freiheit erlauben würde, da und dort die Fantasie walten zu lassen und dem Tier etwas zu verpassen, was nicht zu seiner Gattung gehört. Fink schafft keine Naturstudien, es sind kleine Kunstwerke (die Bezeichnung ist zutreffend, auch wenn er den Begriff Kunst dabei nicht betonen will), an denen man sich kaum sattsehen kann. Mit Stift und Pinsel werden die verschiedenen Wesen beseelt. Mit perfekt eingesetzten Strichen und malerischen Elementen sowie viel weißer Farbe erhalten die Bilder etwas leicht Dreidimensionales. Die sehr gut ausgeführte, traditionelle Machart kommt wohl gerade deshalb so zur Wirkung, weil Fink sein Temperament dabei nicht zügelt.
Ein Buch in Aussicht
Nachdem er ein kleines Format wählte und sich stets zwingt, dieses auch nicht zu verlassen, obwohl das mitunter „verdammt schwer“ sei, ist es möglich, dass die neuen Arbeiten in absehbarer Zeit in einem Buch gesammelt werden. Dass ein literarischer Text hinzukommt, ist zu erwarten.
„Keine Sorge, ich bin deswegen nicht plötzlich ins Biedermeierliche abgedriftet.“





