Humor ist das Salz in der Suppe der Chorarbeit

Kultur / 12.02.2021 • 16:00 Uhr
Humor ist das Salz in der Suppe der Chorarbeit
Axel Girardelli: “Mein Traumberuf ist Lehrer und das ist auch eine der wenigen Tätigkeiten, die ich wirklich kann.” SINGGEMEINSCHAFT HARD

Mit Humor hält der Workaholic Axel Girardelli nicht nur in Krisenzeiten seine Sängerrunden bei Laune.

Lauterach Wenn schon Covid-19 derzeit jede Chorprobe verunmöglicht, soll am Faschingswochenende an den Humor erinnert werden, der als wesentliches Element jede zielführende Chorarbeit prägen sollte. Axel Girardelli geht als Langzeit-Obmann des Chorverbandes Vorarlberg auch in dieser Hinsicht seinen Mitgliedern mit gutem Beispiel voran.

Welches ist Ihr Lieblingswitz zu Beginn einer Chorprobe?

Den Lieblingswitz zu Beginn einer Chorprobe gibt es bei mir nicht. Ich bereite mich auf jede Probe vor und überlege, wie sie ablaufen soll. Wenn mir dann in einer Situation ein lustiger Spruch einfällt, sage ich ihn spontan.

Aber ist der Humor für Sie das Salz in der Suppe der Chorarbeit?

Für mich ist der Humor sehr wichtig. Meine Choristen kommen am Abend nach einem oft anstrengenden Tag zur Probe, da tut es gut, wenn es etwas zu lachen gibt. Die finnische Chorpädagogin Mia Makaroff hat mir einmal gesagt: „Wenn du mit deinem Chor vor der Probe herzlich lachst, hast du alle Muskeln aufgewärmt, die du brauchst.“

Geben Sie uns dazu ein paar praktische Beispiele?

Immer wieder tappe ich in die gleiche Falle, dass ich sage: „Danke, liebe Tenöre, und jetzt singen die Männer.“ Ich meine die Bässe und sage „Männer“, was mir die Tenöre nur schwer verzeihen. Ich bezeichne meine Männer gerne auch als „Knabenchor“ und verlange, dass es mehr „böckala“ muss. Wenn die Sänger zu wenig genau singen, was in den Noten steht, sage ich „Dia schwarza Bolla wärand denn d’Nota!“ Und wenn die Sänger mehr in die Noten als zu mir schauen: „Herrschaften, vor euch steht der schönste Mann Mitteleuropas, also dürft ihr einen Blick riskieren.“

Wie geht es in der Pandemie weiter mit den Chören im Land – sehen Sie für Proben und Auftritte schon das oft beschworene Licht am Ende des Tunnels?

Das Licht am Ende des Tunnels ist derzeit noch weit weg, aber es gibt hoffentlich bald Möglichkeiten, wie wir wieder gemeinsam singen können. Wir haben Konzepte in den Schubladen und viele Chöre haben sich gut überlegt, wie es weitergehen könnte. Wenn man uns lässt, sind wir bereit!

Was sind Ihre Aufgaben als Obmann des Chorverbandes seit über 20 Jahren?

Der Chorverband Vorarlberg ist ein sehr gut aufgestellter Verein mit mehr als 120 Chören und über 3500 aktiven Choristen in allen vorstellbaren Chorarten. Ich bin „Obmann“, in anderen Bundesländern heißt diese Funktion „Vorstand“, in manchen gar „Präsident“. Aber viel wichtiger ist die Repräsentation der Chöre und die Tatsache, dass wir uns als Servicestelle für unsere Chöre sehen. Dabei ist mein Part eher klein, viel wichtiger sind unsere Geschäftsführerin Barbara Kathan und unser musikalischer Chef Oskar Egle, die gemeinsam die laufenden Geschäfte erledigen. Als immensen Vorteil in meiner Position sehe ich, dass ich selbst drei verschieden besetzte Chöre leite und damit als Hauptverantwortlicher weiß, wovon ich spreche.

In der Musikmittelschule Dornbirn sind Sie ja auch Direktor – wie kann man Kinder und junge Erwachsene heute noch für das Chorsingen interessieren?

Die jungen Menschen singen gern und sind auch für das Singen im Chor zu begeistern. In unserer Schule ist Chorsingen zwar ein Pflichtfach, aber für unsere Schülerinnen und Schüler überwiegt die Freude am Tun gegenüber der Pflichterfüllung. Die besten Beispiele sind aber wohl der Landeskinderchor mit über 80 Mitgliedern und der Landesjugendchor „Voices“ mit etwa 120 Sängerinnen und Sängern.

Ihre Mutter hat Ihnen als Kind aus Wien eine alte Geige mitgebracht. Warum sind Sie nicht Geiger, sondern Sänger und Chorleiter geworden?

Mein Traumberuf ist Lehrer und das ist auch eine der wenigen Tätigkeiten, die ich wirklich kann. Als Geiger wäre ich vermutlich verhungert.

Sie machen kein Geheimnis daraus, dass Sie quasi der Patriarch einer perfekt funktionierenden Patchwork-Familie sind?

Ich bin nicht der Patriarch, sondern vielmehr ein kleines Mosaiksteinchen in unserer Patchwork-Familie. Viele gemeinsame Aktivitäten wie Urlaube und gemeinsames Singen in der Singgemeinschaft Hard beweisen, dass diese Konstellation funktionieren kann. Das letzte Projekt, das wir vor der Pandemie dem Publikum präsentieren konnten, war das Konzert „Kino“. Das geht nur, wenn alle mitmachen: Meine Frau Marlies hat das Konzept entworfen, Sohn Michael ist Solotenor im Chor. Paul, der Sohn meiner Frau, hat die Tonaufnahmen gemacht, Lisa, meine ältere Tochter, hat ein Saxophonsolo gespielt und Eva, unsere jüngste Tochter, hat den Solopart in „I See Fire“ gesungen. So etwas erfüllt mich schon mit Stolz! Fritz Jurmann

Axel Girardelli
Axel Girardelli

Zur Person

AXEL GIRARDELLI

GEBOREN 1964 in Hard, wohnhaft in Lauterach

AUSBILDUNG Pädak Feldkirch, Lehramt in Deutsch und Musikerziehung

TÄTIGKEIT Direktor der Musikmittelschule Dornbirn, Obmann Chorverband Vorarlberg, Leiter bei GiriChor der Musikmittelschule Bergmannstraße, Männerchor Lauterach, Singgemeinschaft Hard

AUSZEICHNUNGEN Großes Verdienstzeichen des Landes, Rudolf-von-Ems-Medaille

FAMILIE verheiratet, drei Kinder