Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Was soll ich schreiben?

Kultur / 26.02.2021 • 22:14 Uhr

Der seltene Fall ist eingetreten, dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Nicht, weil es keine Themen gäbe. Im Gegenteil, es gibt so viele, dass es schwierig ist, das wichtigste daraus zu filtern. Allein die Diskussionen, wie man Corona begegnen und wie man einen Schritt in ein etwas lockereres Leben führen könnte, wären ausreichend. Sind die Überlegungen, nach israelischem Muster einen grünen Impfpass einzuführen, der zum Besuch von Kulturveranstaltungen, von Restaurants und Hotels und auch zum Einchecken in ein Flugzeug berechtigen würde, sinnvoll? Oder würde das nicht zwangsläufig zu einer Zweiklassengesellschaft der Geimpften und Nichtgeimpften führen? Ein solcher Pass wäre wohl nur zulässig, wenn jeder, der sich impfen lassen will, auch den erhofften Nadelstich bekommen würde. Da die Anzahl jener, die sich impfen lassen wollen, aber sehr groß, die der Geimpften aber sehr klein ist, wäre das eine unzulässige Bevorzugung der Geimpften. Vermutlich würde das nicht einmal eine Klage nach dem Gleichheitsgrundsatz in der Verfassung überleben. In dem Zusammenhang könnte man auch darüber schreiben, wie die EU die Bestellung der Impfdosen der verschiedenen Hersteller versemmelt hat. Das Ergebnis der Gesamtbestellung der EU: Nun hat jedes Mitgliedsland zu wenig Impfstoff. Dafür sind Großbritannien oder Israel – aus welchem Grund immer – mit überkompletten Lieferungen gesegnet.

Auch könnte man darüber schreiben, wie sich die Präsentation der Regierung, nicht zuletzt jene des Bundeskanzlers, in dieser Zeit verändert hat. Am Anfang der Pandemie, da noch fast alle einer Meinung waren, da war Herr Kurz geradezu überpräsent bei allen öffentlichen Anlässen. Nun, da sich die Probleme häufen und nicht alles so läuft, wie das angekündigt war, hat er sich doch merklich zurückgezogen. Um beim Politischen zu bleiben könnte man auch darüber schreiben, wie die ÖVP in den letzten Wochen, konkret: seit Finanzminister Gernot Blümel als Beschuldiger geführt wird, die Justiz des Landes nicht nur kritisiert, sondern geradezu gegen sie hetzt, um von eigenen Fehlern abzulenken. Und wie plötzlich Dinge wie die geplante Bundesstaatsanwaltschaft schnell über die Bühne gehen sollen.

Und zum Schluss, sozusagen als cetrum censeo, könnte man auch noch über die miserable Situation schreiben, die Corona für Kunst und Kultur gebracht hat und auch darüber, wie wenig Verständnis diese Gruppe in den zum Teil großartigen Hilfsaktionen des Bundes gefunden hat. Die Kunst, die Künstlerinnen und Künstler, sei als letzter Satz gestattet, darben!

„Man könnte auch darüber schreiben, wie die ÖVP, konkret: seit Finanzminister Gernot Blümel als Beschuldiger geführt wird, die Justiz des Landes nicht nur kritisiert, sondern geradezu gegen sie hetzt.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.