Shakespeares Frauenbild steht im Fokus

Burgtheatergastspiel in Vorarlberg soll zudem Folgen haben.
Bregenz, wien Im Gespräch mit den VN ließ Festspielpräsident Hans-Peter Metzler bereits durchblicken, dass eine längerfristige Kooperation der Bregenzer Festspiele mit dem Wiener Burgtheater eine Option ist. Nun gastiert die Bühne außerhalb der eigentlichen Festspielzeit in der Modellregion Vorarlberg, in der seit Mitte März vor höchstens 100 Besuchern Aufführungen möglich sind, die in der Bundeshauptstadt noch untersagt bleiben. Shakespeares „Richard II.“ war in einer Inszenierung von Johan Simons ursprünglich für November 2020 geplant. Während das Wiener Pubikum seine „Woyzeck“-Inszenierung in Erinnerung hat, denkt man in Vorarlberg an seine Arbeiten an den München Kammerspielen und am Schauspielhaus Zürich. Bei Shakespeares „Richard II.“ kündigt der Regisseur Texttreue an – wenn auch auf seine Weise. So befragt er in dem vergleichsweise selten gespielten Königsdrama vor allem Shakespeares Frauenbild.
Mehr Text für Königin Isabel
„Er weiß überhaupt nicht, wie es ist, kein König zu sein. Das ist sein Problem. Er hat sich nicht als eigenständiger Mensch entwickelt, sondern als König. Und wenn ihm am Ende gesagt wird, dass er nicht mehr König ist, dauert es lang, bis er das versteht; schließlich bleibt ihm nichts als aufzugeben.“ So erklärt Simons die Psyche des Protagonisten, den er mit Jan Bülow besetzt hat. Gespielt wird in der Übersetzung von Thomas Brasch. „Er war fähig, ein eigenständiges Deutsch zu kreieren, in dem er jedem Wort eine eigene Welt verleiht“, so Simons. Gekürzt habe er wenig, allerdings hat er ganze Textteile Richards Ehefrau – Königin Isabel – in den Mund gelegt. „Shakespeares Text bildet das damalige Frauenbild ab. Das finde ich nicht heutig. Und deswegen haben wir Stacyian Jackson mehr Text gegeben, damit sie mehr als Antreiberin Richards wirkt, damit sie eine größere politische Funktion bekommt“, erklärte Simons, der sich auch dazu entschieden hat, Richards Widersacher Bolingbroke mit Sarah Viktoria Frick zu besetzen. Auch wenn die Pronomen männlich bleiben, spielt sie als Frau.
Die Aufführungen von “Richard II.” am 17. April, 17 Uhr, und am 18. April, 11 Uhr, im Bregenzer Festspielhaus sind ausverkauft.