Macht, Schuld und Schicksal

„Macbeth“-Premiere am kommenden Samstag im Vorarlberger Landestheater.
Bregenz Am kommenden Samstag, den 21. September, hebt sich im Vorarlberger Landestheater um 19.30 Uhr der Vorhang für eine der düstersten und zugleich eindringlichsten Tragödien der Theatergeschichte: William Shakespeares Macbeth. In kaum einem anderen Werk verdichtet der Dichter Themen wie Machtgier, Verrat, Gewissen und Schicksal in einer derart kompakten Form. Die Tragödie entfaltet sich mit rascher Wucht, ohne die Umwege, die andere Shakespeare-Dramen oft prägen, und konfrontiert das Publikum mit einem Abstieg in Schuld und Wahnsinn.

Im Zentrum steht Macbeth, ein schottischer Heerführer, der nach einem siegreichen Feldzug den Verlockungen dreier Hexen begegnet. Sie prophezeien ihm, dass er König von Schottland werden wird. Dieser Augenblick ist die Saat, aus der Ehrgeiz und Verblendung wachsen. Zwar zögert Macbeth zunächst, doch seine Frau treibt ihn zur Tat: Sie überredet ihn, König Duncan im Schlaf zu ermorden. Mit diesem Mord überschreitet Macbeth die Schwelle von Loyalität zu Verrat, von Heldentum zu Verbrechen. Die Krone, die er dadurch gewinnt, bringt ihm keine Sicherheit. Misstrauen und Angst führen zu weiteren Bluttaten, darunter der Mord an Banquo, seinem treuen Freund, und der grausame Anschlag auf Macduffs Familie.

Das Stück zeigt Macbeth als einen Mann, der sich zunehmend in einem Netz aus Gewalt verfängt, aus dem es kein Entrinnen gibt. Visionen, Alpträume und Geistererscheinungen lassen seine Welt zerfallen. Lady Macbeth, die treibende Kraft des ersten Verbrechens, zerbricht an ihrer Schuld und verfällt dem Wahnsinn, bis sie sich schließlich das Leben nimmt. Shakespeare verbindet hier das Politische mit dem Psychologischen. Macbeth ist zugleich ein Drama über den Missbrauch von Macht und eine Studie über die zerstörerische Kraft des Gewissens. Der innere Konflikt der Figuren wird mit dichter Sprache ausgeleuchtet: Macbeths berühmte Monologe, etwa über den „blutbefleckten Dolch“ oder die „Morgenluft des letzten Tages“, zeigen die Zerrissenheit zwischen Ehrgeiz und Furcht, zwischen Handlung und Reue.

Zugleich entfaltet das Stück eine gespenstische Atmosphäre: Hexen, unheimliche Vorzeichen und die dunklen Bilder von Blut und Nacht verleihen der Handlung eine beklemmende Dimension. Am Ende wird Macbeth im Zweikampf von Macduff besiegt, der „nicht von einer Frau geboren“, sondern durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht wurde – ein weiterer raffinierter Kunstgriff Shakespeares, der Prophezeiung und Ironie verschränkt. Macbeth ist damit nicht nur ein Stück über einen historischen König, sondern ein zeitloses Drama über den menschlichen Abgrund.

Es zeigt, wie rasch Ehrgeiz in Zerstörung umschlagen kann und wie eng Machtstreben und moralischer Verfall miteinander verknüpft sind – ein Thema, das über die Jahrhunderte nichts an Aktualität verloren hat.
In der Titelrolle ist Raphael Rubino zu sehen. 1971 in Essen geboren, begann er seine künstlerische Laufbahn mit einem Malereistudium in Düsseldorf, bevor er sich nach Erfahrungen als Bühnenbildner für ein Schauspielstudium in Graz entschied. Erste Engagements führten ihn ans Schauspielhaus Hamburg, ans Burgtheater Wien, zu den Salzburger Festspielen und zum Theater Oberhausen. Gastspiele führten ihn schon mehrfach ans Landestheater Vorarlberg, unter anderem als Hank Rearden in „Atlas streikt“ von Ayn Rand. Seit 2024/25 ist er am Theater Münster engagiert.

An seiner Seite spielt Maria Lisa Huber die Lady Macbeth, deren unbändiger Ehrgeiz den tödlichen Mechanismus in Gang setzt. In weiteren Rollen sind Rebecca Hammermüller, Nico Raschner und Thieß Brammer zu erleben.

Premiere: Samstag, 21. September, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater.