Ernüchternd, was junge Leute bewegt

Kultur / 20.05.2021 • 21:43 Uhr
Jens Ole Schmieder, Simon Alois Huber, Maria Strauss in „Die Ungetrösteten“. kosmos/stark
Jens Ole Schmieder, Simon Alois Huber, Maria Strauss in „Die Ungetrösteten“. kosmos/stark

Theater Kosmos realisierte mit “Die Ungetrösteten” eine weitere Uraufführung im Rahmen seiner Wettbewerbe.

Bregenz Das Logo eines Global Players ist mittlerweile zur Birne mutiert, gerechter ist die Welt damit nicht geworden – ganz im Gegenteil. Von nun an bestimmen nur noch Konzerne über Wohl und Wehe. Dystopische Zustände, auf die wir uns hinbewegen, sind die Basis eines gut gebauten Stücks, mit dem Armin Wühle den dritten Stockerlplatz beim letzten Dramenwettbewerb zum Thema „Life in 2050“ des Theaters Kosmos erreicht hat. Mit der Ausschreibung haben sich Augustin Jagg, Hubert Dragaschnig und Stephan Kasimir, der Leiter des Kosmodroms, bewusst an Autorinnen und Autoren unter dreißig Jahren gerichtet, schließlich liegt der Fokus auf der Chance, die ihnen damit geboten wird.

Mechanismen im Geschäftsleben

Die Contest-Situation wird in „Die Ungetrösteten“, uraufgeführt am Donnerstagabend in Bregenz, an sich aufgegriffen. Während die Jury des Wettbewerbs jede Einreichung – auch jene Texte, die am Ende bei der Summierung der Wertungen keine allzu hohe Punktezahl erreichten – nach der Umsetzbarkeit überprüft, um mit etwaigen Verfassern in Kontakt zu treten, haben die Menschen, die hier zu einem Vorstellungsgespräch antreten, schon von vornherein äußerst schlechte Karten. Es wird zwar nicht direkt ausgesprochen, aber hier werden ungute Mechanismen aufgezeigt, die im Geschäftsleben bereits gelten und sich in den nächsten Jahrzehnten zuspitzen könnten. Aktivitäten im Bereich der Personalentwicklung sind nur Imagepflege, wer sich gut verkauft, fährt besser und grundsätzlich gilt das Prinzip Hire and Fire. 

Einigen Klischees entkommt Wühle mit klug ausgearbeiteten Bewerber-Monologen, für die sich Jens Ole Schmieder, Maria Strauss und Simon Alois Huber derart ins Zeug legen, dass man ungemein starke Momente erlebt. Die Konfrontation der Schauspieler mit den Zuschauern taktet Regisseur Stephan Kasimir sorgfältig durch und da uns Helga Pedross als Konzernchefin nicht offenbart, wie und ob sie ihr böses Spiel weitertreibt, erhält ein Stück mit rasch durchschaubarer Botschaft und filmischen Elementen (Ausstattung: Caro Stark) Brisanz und Spannung. Ernüchternd, was junge Menschen bewegt.

Weitere Aufführungen des Stücks am 21. und 22. Mai, jeweils 20 Uhr, im Theater Kosmos in Bregenz.