Gefährlich spannend

Ausstellung im Vorarlberg Museum beleuchtet das Thema Sicherheit in allen Facetten.
Bregenz Wie allgegenwärtig das Thema Sicherheit in unserer Gesellschaft ist, hat nicht zuletzt das tragische Seilbahnunglück am Lago Maggiore verdeutlicht. Auch Corona konfrontiert den Menschen mit Ängsten, Risiken und dem Wunsch nach Sicherheit. In der neuen, teils interaktiven Sonderausstellung des Vorarlberg Museums wird das Thema in all seinen Facetten beleuchtet. Thematisch passend wird die Schau von der Vorarlberger Landesversicherung (VLV) unterstützt, die im letzten Jahr ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat. Den Grundstock für die Ausstellung bildeten laut Kuratorin Lisa Noggler nicht nur die eigene Sammlung, sondern auch die Mitarbeiter des Museums, die vorab darüber befragt wurden, was sie mit dem Thema Sicherheit im privaten und beruflichen Bereich verbinden. „Insofern war das ganze Haus, von den Restauratoren bis hin zum Aufsichtspersonal, in diese Austellung involviert“, freut sich Noggler.
Kaleidoskop von Geschichten
Entstanden ist ein Kaleidoskop von Geschichten über den Wunsch, das Bedürfnis und Bemühen, Unsicherheiten zu minimieren. Vermittelt werden soll auch die Tatsache, dass das Sicherheitsgefühl eine subjektive Wahrnehmung bleibt und kein nur mit Daten belegter Zustand. Die Ausstellung mit rund 500 Objekten konzentriert sich auf fünf Themen und bewegt sich in konzentrischen Kriesen vom Körper weg über den unmittelbaren Lebensraum hin zur Natur, Gesellschaft und Staat sowie Gott und transzendenten Mächten. Aktuelle Kunstpositionen werden dabei historischen Objekten gegenübergestellt. In interaktiven Zonen kann sich der Besucher zudem des eigenen Sicherheitsgefühls bewusst zu werden, etwa in einem mit Fragen bestückten Spielgelkabinett, das in die Ausstellung führt. Der erste Bereich „Regulierte Körper“ konzentriert sich auf Regeln und Normen, die den Menschen für die Gesellschaft schön oder sicher machen. Thematisiert werden auch gesundheitliche Aspekte wie Impfungen oder Unfallverhütung. Der Bereich „Normierte Räume“ beschäftigt sich mit dem Thema Grenzen – vom Vorhang, über die Gartengrenze, bis hin zur Staatsgrenze. Eine Sicherheitsschleuse erinnert an den Mord in der BH Dornbirn, in einem „entnormten“ Zimmer, der einem Escape Room gleicht, können Besucher nach dem richtigen Ausgang suchen. Der Bereich „Unvorhersehbare Natur“ beschäftigt sich mit dem widersprüchlichen Verhältnis des Menschen zur Natur. Erzählt wird neben der Geschichte des Hochwassers auch jene des Lawinenschutzes. Ein besondere Blickfang setzt ein vom Hagel beschädigter Pkw in der Mitte des Raumes.
Über einen schmalen Grat, den der Besucher zu überqueren hat, geht es in die „Sicheren Zuständigkeiten“. Dort erfährt man, was es bedeutet, bei einem Lawinenwarndienst zu arbeiten und einen Hang zu sichern. Beleuchtet werden auch Versicherungskonzepte, saatliche Ordnungssysteme und Staatssicherheiten. Begutachtet werden können Uniformen, die erste Versicherungspolizze der VLV aus dem Jahr 1921, oder einer der ersten Computer auf dem Markt. Religion und Spiritualität sowie das Thema Sucht, das einem vermeintliche Sicherheit geben soll, stehen am Ende im Fokus. Platz finden nicht nur das alte Gipfelkreuz des Piz Buins, sondern auch Tone Finks Hausgeist. Im wahrsten Sinne des Wortes in Sicherheit wiegen können sich Besucher am Ende der Schau, an dem ein Raum aus Netzen zum Entspannen einlädt. VN-TAS


“Auf eigene Gefahr – Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit”: 28. Mai bis Frühjahr 2023, zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch (Peter Melichar, Andreas Rudigier)