Besondere Bäume für die Seeanlagen

Kultur / 02.06.2021 • 22:04 Uhr
Vor drei Jahren errichtet: Projekt „Peter und Paula“ von Angelo Roventa in Andelsbuch. berchtold
Vor drei Jahren errichtet: Projekt „Peter und Paula“ von Angelo Roventa in Andelsbuch. berchtold

72 Stämme erzählen eine Geschichte und bilden eine Freiluftgalerie für ebensoviele Künstlerinnen und Künstler.

Bregenz, Andelsbuch Die Geschichte begann vor rund drei Jahren im Bregenzerwald und das Ende ist noch nicht absehbar bzw. soll es auch nicht sein. Im Jahr 2018 platzierte der Architekt und Künstler Angelo Roventa in Andelsbuch das aus 12 rund 30 Meter hohen Baumstämmen bestehende Projekt „Peter und Paula“. Unmittelbar neben der Pfarrkiche mit ihrem Glockenturm entstand im Rahmen einer Holzbau- und Handwerksausstellung ein Ort der Kommunikation und Reflexion. Die Absicht, das Holz in der Folge Bedürftigen zum Heizen zur Verfügung zu stellen, konnte nicht weiter verfolgt werden, weil niemand ein derartiges Bedürfnis bei Roventa anmelden wollte. Die Stämme wurden aus ursprünglich pragmatischen Gründen in jeweils fünf Meter lange Stücke geschnitten, womit sich 72 Teile ergaben. Die Bedeutung dieser Zahl hat Angelo Roventa zu weiteren Recherchen animiert. Er stieß auf ein mittelalterliches Weltbild mit 72 Ländern und 72 Sprachen, die Zahl gilt aber auch als mystisch und kommt in verschiedenen Religionen vor.

In der zweiten Phase nach der Realisierung des Projektes in Andelsbuch sieht sich Angelo Roventa nun als Vermittler. Als Installation „round72“ wurden die Stämme nun – nach Beachtung aller behördlichen Auflagen und einem langen Bewilligungsprozess – in den Bregenzer Seeanlagen verankert.

Natur, Technik, Ästhetik

Passanten bietet sich in dem zweireihigen Rondell nicht nur eine Auseinandersetzung mit Architektur, Natur, Ästhetik, Technik sowie dem Skulpturenbegriff im öffentlichen Raum, sie befinden sich auch in einer höchst besuchenswerten Galerie. Die Nähe zum Vorarlberg Museum sowie zum  Kunsthaus Bregenz war Roventa bei der Suche nach einem geeigneten Ort durchaus wichtig und auch die Art der Präsentation von Kunst steht in einem interessanten Kontext. Seit der Pandemie erhielt die digitale Vermittlung besondere Relevanz. Auch wenn mittlerweile Ausstellungen geöffnet und Veranstaltungen erlaubt sind, dürften der QR-Code und das iPhone ein wichtiges Instrument bleiben. 72 Künstlerinnen und Künstler hat Roventa jedenfalls dazu eingeladen, Arbeiten zur Verfügung zu stellen, sie sind vor Ort mittels erwähntem QR-Code oder auf round72.com abrufbar. Beteiligt haben sich etwa Angelika Rümmele, Bianca Lugmayr, Cornelia Hefel, Carmen Pfanner, Edith Hofer, Gabriele Bösch, Gerry Ammann, Gottfried Bechtold, Markus Gohm, Marianne Greber, Ona B., Ruth Schnell und Herbert Meusburger.

Die dritte Phase dieser einzigartigen Werkserie wird Angelo Roventa noch in Gang setzen, davon profitieren werden erst die nächsten Generationen. Seine naturbelassenen Baumstämme sollen in einer Kalkgrube 72 Jahre lang reifen. Am besten unter einem störungsfreien Grund, etwa in einem Klosterareal.

„Was in 72 Jahren mit den Bäumen passiert, das überlasse ich der nächsten Generation.“

Installation „round72“ in den Bregenzer See­anlagen, die auch als Galerie dient. Vn/steurer
Installation „round72“ in den Bregenzer See­anlagen, die auch als Galerie dient. Vn/steurer
Besondere Bäume für die Seeanlagen

Die Installation “Round72” von Angelo Roventa bleibt bis Herbst in den Bregenzer Seeanlagen. Die damit verbundene digitale Galerie ist ab Donnerstagabend in Funktion.