“Das Tolle in der Region ist die Offenheit”

Kultur / 06.08.2021 • 22:07 Uhr

Intendantin Elisabeth Sobotka berichtet von Publikumszuspruch, Künstlerförderung, Kooperationen mit dem Burgtheater und mehr.

Bregenz Die Grenzen sind offen, die Besucher haben sich trotz der Sorgen, die die Pandemie mit sich bringt, nicht zurückgehalten und die Aufführungen sind sehr gut besucht. Erleichtert zeigt sich Intendantin Elisabeth Sobotka beim Gespräch zur Halbzeit der Bregenzer Festspiele. „Rigoletto“ auf dem See ist so gut wie ausverkauft, „Nero“ hat Diskussionen hervorgerufen und wird am kommenden Sonntag auf ORF 3 ausgestrahlt, mit „Upload“, der Bühnenversion von „Michael Kohlhaas“ und „Lohn der Nacht“ wurden die ersten Uraufführungen der Saison sehr gut angenommen und „Das Rheingold“ hat „alles eingelöst“, was sich die Intendantin gewünscht hatte.

Was „Nero“, die überaus selten gespielte Oper von Arrigo Boito, betrifft, habe es sehr viele Rückmeldungen gegeben. Dass einige Kollegen, die die Musik über die Radioübertragung gehört hatten, nun bei Elisabeth Sobotka um eine Aufnahme der Inszenierung angefragt haben, bestätige das Interesse. „Wer sich mit Opern beschäftigt, stolpert irgendwann über ,Nero‘.“ Die Produktion der Festspiele habe einige Annahmen zur Musik von Boito bzw. zu dessen angeblicher Nähe zu Wagner widerlegt und die Sänger, auch Rafael Rojas, der in der Titelpartie beeindruckte, hätten die Einstudierung der Rolle als „tolle Herausforderung“ empfunden. Die große Produktion im Festspielhaus wird auch im kommenden Jahr ein selten gespieltes Werk sein. Sobotka hat sich für „Siberia“ von Umberto Giordano entschieden. Wichtig ist ihr ein Team, das sich mit besonderer Intensität mit einem Werk befasst. Bei Regisseur Vasily Barkhatov und dem Dirigenten Valentin Uryupin sei das der Fall. Es ist reiner Zufall, dass man in Florenz gerade auch darauf schielt.

„Barbier“ in Regensburg

Für die Förderung junger Sängerinnen und Sänger im Rahmen des Opernstudios sind die Bregenzer Festspiele gerade ausgezeichnet worden. Diese Programmschiene werde auf jeden Fall bleiben. In einer guten Woche hat „Die Italienerin in Algier“ in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender Premiere, die vor einigen Jahren hier den „Barbier von Sevilla“, ebenso eine Oper von Rossini, inszeniert hatte. Diese Produktion kommt nun in Regensburg auf die Bühne.

Kurz vor dem Festspielfinale steht dann noch die Uraufführung der Oper „Wind“ des Vorarlberger Komponisten Alexander Moosbrugger an. Eine eigens gebaute, funktionierende Orgel bildet das Setting nach einem Konzept der Künstlerin Flaka Haliti. Sie habe einen Eindruck bekommen, wie das Instrument nun wirklich klingt, das wisse noch niemand. Fest steht, dass das Opernstudio eine Fortsetzung erfährt bzw. “weiterhin bewohnt” wird. In den nächsten zwei, drei Jahren wird eine weitere Produktion entstehen.

Weit weg von Wien

Im Dreiländereck sieht Elisabeth Sobotka eine ideale geografische Lage. Dass Salzburg näher zu Wien liegt, daran habe sie sich gewöhnt, antwortet sie auf die Frage nach der nicht immer adäquaten Wahrnehmung der Bregenzer Festspiele in der Bundeshauptstadt. Nur manchmal grämt sie das, dafür erfährt sie viel Resonanz im süddeutschen und im Schweizer Raum, wo das Publikum so etwas wie „eine eingeschworene Gemeinde“ ist. Eine weitere Kooperation mit dem Wiener Burgtheater nach einem Gastspiel des Ensembles im heurigen April wird schon im nächsten Sommer realisiert. Die Partnerschaft mit dem Deutschen Theater Berlin, das heuer mit einer gänzlich neuen Produktion hier war, wird aufrecht bleiben. Sobotka: „Der Umfang, den wir uns erarbeitet haben, wird beibehalten.“ Die Akzeptanz der Produktion auf dem See liefere dazu eine wichtige Voraussetzung.

„Wir werden uneingeschränkt besucht, das Publikum hat sich nicht zurückgehalten.“

Festspiele 2021

Nächste Premieren „Die Italienierin in Algier“, 16. August; „Wind“,
19. August

Übertragung Oper „Nero“ von Arrigo Boito, 8. August, ORF 3, 21.45 Uhr

Dauer der Festspiele 2021
bis 22. August