Diese Reise könnte nie zu lang sein

Die Jazzbühne Lech entspricht dem hohen Festivalniveau.
Lech Komponisten haben ihre Sprache, nämlich die Musik. Wenn sie, wie es bei Jazzpianisten oft der Fall ist, ihre eigenen Interpreten sind, ist das ein Vorteil. Neben diesen zwei Disziplinen auch noch eine dritte ausgezeichnet zu beherrschen, das kommt allerdings nicht so oft vor. Auch aus diesem Grund ermöglicht die von Philip Waldhart initiierte und geleitete Jazzbühne Lech wieder lohnende Begegnungen. Der Österreicher Martin Listabarth gestaltete den zweiten Abend und hatte selbst im großen Saal des Sportparks das Publikum, wie man so schön sagt, in wenigen Minuten im kleinen Finger. Und zwar ohne Tricks zu bemühen, die meistens funktionieren, aber durchschaut werden. Er ist schlicht und einfach ein guter Pianist und ein ebenso guter Erzähler bzw. Sprecher.
Kurzgeschichten
Die Theaterbühne ist ihm zudem nicht fremd. Beobachter der Inszenierungen des aus Bregenz gebürtigen Regisseurs Philipp Preuss haben ihn als musikalisch Mitwirkenden in der „Romeo und Julia“-Produktion in Wien in Erinnerung. Listabarths jüngstes Album trägt den Titel „Short Stories“ und macht hörbar, dass eine fundierte klassische Ausbildung bei Jazzpianisten nicht nur eine Selbstverständlichkeit ist, der Künstler leugnet die Herkunft nicht, er schöpft vielmehr aus den mannigfaltigen Möglichkeiten und findet dabei seinen Stil. Am deutlichsten wird das bei dem Stück, das bei der Betrachtung von Wellen am Strand entstanden ist. Was so logisch erscheint, ist voller Tücken und die Gefahr der Banalisierung droht. Listabarth entzieht sich dem mit der Schaffung von spannenden Klangräumen, die nicht einmal Brüche brauchen, um nicht gefällig zu wirken. Die Erinnerung an den kindlichen Spieldrang ist dabei, den er nachfühlbar macht, ein kleines Porträt seiner couragierten Großmutter bewegt, und dann geht es um die Ungeduld bei einem langen Heimflug, der für die Zuhörer nicht lang genug sein kann.
Nur fünf Tage dauert das Festival mit hochkarätigem Programm, gewünscht hätte man sich, dass die zuständigen Behörden den Weg zwischen Warth und Lech – dem Stellenwert von Kunst entsprechend – wenigstens für diese kurze Dauer noch offen lassen.

Das Festival wird am 14. August mit Shai Meastro und Eleni fortgesetzt und am 15. August mit dem Jakob Zimmermann Trio beendet, jeweils 21 Uhr im Sportpark Lech.