Vom Gefühlschaos zum Festspielglück

Festspielsaison endet mit rund 242.000 Besuchern, nach „Rigoletto“ kommen „Madama Butterfly“ und „Der Freischütz“ auf den See.
Bregenz Im April durften im Rahmen einer Kooperation der Bregenzer Festspiele mit dem Wiener Burgtheater zwei Mal hundert Personen ins große Festspielhaus, im Mai sei noch zu befürchten gewesen, dass jeder zweite Platz auf der knapp 7000 Personen fassenden Tribüne am See frei bleiben muss, dass die Bregenzer Festspiele viele der gebuchten „Rigoletto“-Karten wieder zurückerstatten müssen: „Die Zeit war charakterisiert von einer Achterbahn der Gefühle“, blickt der kaufmännische Direktor Michael Diem auf die letzten Monate zurück. Kein Wunder, dass beim Auftritt der Festspielleitung kurz vor dem Ende der Saison Erleichterung und „riesige Freude“ spürbar war. Präsident Hans-Peter Metzler misst den Erfolg am großen Zuspruch des Publikums, der sich angesichts der so gut wie ausverkauften „Rigoletto“-Aufführungen und bestens besuchten Opern- und Schauspielproduktionen offenbart: „Wir sind beherzt in die Saison gegangen, haben von der Politik gefordert, dass wir das machen wollen und können.“

„Nächstes Jahr gibt es zwei Uraufführungen, wichtig ist uns, dass alles in höchster Qualität geschieht.“
Elisabeth Sobotka, Festspielintendantin

Das Festspielgefühl sei zurückgekehrt, bilanziert Intendantin Elisabeth Sobotka die Saison, in der Flexibilität gefordert war. „Es war keine krampfhafte Corona-Saison. Alle waren begeistert, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können.“ Sie glaube, dass die dafür notwendigen Anstrengungen hinter den Kulissen vom Publikum nicht zu bemerken waren.
Ausständiges Werk

Dass die Opernstudioproduktion „Die Italienerin in Algier“ aufgrund einer positiven Covid-Testung im Ensemble storniert werden musste, gilt als Wermutstropfen, den man zu einer „Glücksamphore“ entwickeln will, denn die Oper soll noch vor der kommenden Saison zur Aufführung kommen. Die Premiere ist somit nicht ausgefallen, sondern noch ausständig. Die endgültige Besucherzahl wird am Sonntagabend nach Beginn der letzten „Rigoletto“-Aufführung feststehen. Bislang musste keine Aufführung im Freien abgesagt werden, die vorläufige Besucherzahl wird mit 242.000 angegeben, die Oper auf dem See war zu 99 Prozent ausgelastet.
„Freischütz“

Dass die Puccini-Oper „Madama Butterfly“ nach „Rigoletto“ auf den See kommt, ist längst bekannt. Inszenieren wird Andreas Homoki. Im Festspielhaus kommt „Sibirien“ von Umberto Giordano zur Aufführung. Dass der Abschied von „Rigoletto“-Regisseur Philipp Stölzl kein endgültiger sein wird, steht nun auch fest, Stölzl inszeniert 2024 den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber auf dem See. Im Gespräch mit den VN hat Intendantin Elisabeth Sobotka erklärt, dass 2022 wieder zwei Uraufführungen auf dem Programm stehen. „Wichtig ist uns, dass alles in höchster Qualität geschieht.“ Was das Schauspiel betrifft, so sind Kooperationen mit dem Deutschen Theater Berlin und dem Wiener Burgtheater geplant. Die unterschiedlichen Reaktionen zu Arrigo Boitos „Nero“ mit einer Bandbreite „von begeistert bis nicht verstanden“ kommentiert Sobotka aus künstlerischer Perspektive: „Was jeder gespürt hat, ist die einmalige Kraft, die in diesem Stück liegt, das ganz anders ist als das, was man aus dieser Zeit kennt.“

