Kampf um die Publikumsgunst

Kultur / 22.08.2021 • 21:29 Uhr
Konnte überzeugen: Debütantin Katharina Konradi. Schubertiade
Konnte überzeugen: Debütantin Katharina Konradi. Schubertiade

Die weltberühmte Schubertiade ist wieder da, mit einer Debütantin und Stars des Genres.

SCHWARZENBERG So vertraut und doch so fern – seit fast genau zwei Jahren gab es in dieser ländlichen Idylle keine Schubertiade mehr. Nun endlich kommt das weltgrößte Liederfestival wieder auf Touren. Da ist es wieder, das Gefühl, das von der Begeisterung der Musiker auf die Zuhörer überschwappt, sich dort in Beifallsorgien und Getrampel Luft macht.

Inoffiziell eröffnet wurde die Schubertiade mit einem Livegespräch, das Elke Tschaikner für das Kulturradio Österreich 1 mit Brigitte Fassbaender führte, die einen Meisterkurs leitet. Am Nachmittag setzt die kirgisische Sopranistin Katharina Konradi dort an, wo das Festival im Vorjahr geendet hat. Sie hatte bei der Reihe „Junge Stimmen“ in Hohenems so gut entsprochen, dass Gerd Nachbauer ihr das Debüt in Schwarzenberg ermöglichte. Das ist nun freilich ein gewaltiger Unterschied für eine junge Künstlerin, hier auf Anhieb im großen Saal vor diesem internationalen Fachpublikum bestehen zu müssen. Eine leichte Anspannung im ersten Block lächelt sie tapfer weg, setzt ihre wunderschöne, traumhaft geführte Stimme ins Treffen. Doch der Respekt vor dem Säulenheiligen ist groß, ihre Schubertlieder bleiben brav und einförmig, der Applaus ist reserviert. Auch der feinsinnige, pointiert formende Wolfram Rieger als Klavierpartner müht sich da vergeblich um Akzente. Doch Katharina Konradi gibt so schnell nicht auf. Schritt für Schritt, alles auswendig, erobert sie sich die Gunst der Zuhörer und kann schon bei Liedern von Richard Strauss punkten, dessen jubelndes „Heimliche Aufforderung“ neue Farben und Ausdrucksmittel offenbart. Leichtfüßige französische Gesänge von Fauré führen zum Glanzpunkt, den „Mignon“-Liedern nach Goethe. Sie kann also doch Schubert singen, nach wie vor das Schwerste im Liedgesang. Da findet sie nun, völlig entspannt, endgültig zu ihrer wahren Form, einem berückenden Piano, einer wirkungsvollen Darstellung, auch wenn ihre Diktion noch etwas nachhinkt. „Heil’ge Nacht“ als zweite Zugabe wird zum Non-plus-Ultra an Innigkeit.

Kontrastreiche Kammermusik

Eine Kammermusikbesetzung weckt viele Erinnerungen. So ist man den Stützen dieser variablen Formation hier schon seit Jahrzehnten begegnet. Die Klarinettistin Sabine Meyer etwa debütierte 1985, die Bratschistin Veronika Hagen ist mit ihren Geschwistern im Quartett ebenso lange tätig. Bruno Schneider, der seinen heiklen Hornpart brillant bewältigt, wirkt ebenso wie sein norwegischer Kollege Dag Jansen am Fagott seit 1993 in dieser Besetzung. Antje Weithaas als erste Geigerin schließlich kam 2006 zum Festival und hält mit ihren fantastischen geigerischen Qualitäten das Ensemble auch heute zusammen. Für Christine Felsch am Kontrabass dagegen ist es das Debüt. Als Programm hat man sich einen interessanten Kontrast ausgedacht, der Kenner und Newcomer befriedigt. Beethovens klassisches Septett in Es-Dur wird einer Rekonstruktion der wenig bekannten Serenade Nr. 1 D-Dur von Brahms gegenübergestellt. An Beethovens viel gespieltem Standardwerk entzünden sich durchaus auch neue Ideen. Dagegen wird das naturnahe volksmusikalische Material in Thematik und Rhythmik, das Brahms in seiner Serenade herzerfrischend und gekonnt für Nonett verarbeitet hat, so lebendig musiziert, dass am Spätsommertag sogar im Angelika-Kauffmann-Saal die Sonne aufgeht.

Die prominente Besetzung des Kammermusikensembles zum Auftakt der diesjährigen Schubertiade weckte schöne Erinnerungen.
Die prominente Besetzung des Kammermusikensembles zum Auftakt der diesjährigen Schubertiade weckte schöne Erinnerungen.

Schubertiade am Montag: 10 Uhr Meisterkurs Brigitte Fassbaender, 16 Uhr Marc-Andrè Hamelin, 20 Uhr Christoph Prégardien.