Spiel mit den körpereigenen Sinnen

In der Wurzel-Wunderkammer in der Walserhalle stehen die vielseitigen Bedeutungen einer Wurzel im Mittelpunkt.
raggal „Die Wurzel“, ein sehr weitläufiger Begriff, der in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen annimmt. In der Wunder-Wurzelkammer, einem Sammlungs- und Ausstellungsraum in der Walserhalle, steht die Reflektion des vielseitigen Begriffs im Mittelpunkt. Kuriert wurde die Ausstellung für das Walserherbst-Festival von der Künstlerin Renate Burger (AMÚR Wien), der Experience-Designerin Elisabeth Handl und dem Co-Festivalleiter, Eugen Fulterer. Wurzeln können aus greifbarem Material bestehen oder metaphorischen Charakter annehmen, wenn von Ideologien und Prägungen die Rede ist. In der kreativ und ästhetisch aufbereiteten Ausstellung wird mit vielfältigen Installationen auf die historische, kulturelle, gesellschaftliche sowie familiäre Bedeutung von Wurzeln eingegangen.
Lebendiger Charakter
Kleine Papiertüten, befüllt mit Holzlöffel und Plastikhandschuh und weiteren praktischen Utensilien, laden die Besucher dazu ein, die verschiedenen Seiten der Wurzel aktiv zu erforschen. Es ist ein Spiel mit den körpereigenen Sinnen: man sieht, hört, riecht und schmeckt sich durch das Ausstellungsthema. Videoausschnitte, Audioinstallationen sowie Verkostungsproben tragen zum lebendigen Charakter der Schau bei.
Ebenso wird den Wurzeln und Ursprüngen von Lebensmitteln und Pflanzen auf den Grund gegangen. Wie in der menschlichen Gesellschaft ist auch hier Bewegung, Immigration, zu Erkennen. Gewisse Pflanzen und Lebensmittel, die von Vorarlbergern schon längst als heimisches Gut angesehen werden, stammen ursprünglich aus ganz anderen Regionen der Welt, wie beispielsweise die Kartoffel. Trotz ihrer südamerikanischen Wurzeln ist sie heute aus dem österreichischen Speiseplan nicht mehr wegzudenken. Nicht nur bei Menschen kommt es zu Migration und Bewegung, auch unter Pflanzen ist dies der Fall. „Das Interessante ist, dass man früher oder später sowieso denkt, dass etwas heimisch ist. Es ist dann eigentlich gleichgültig, was die ursprünglichen Wurzeln sind“, meint Kurator Eugen Fulterer.
Geschmackserlebnis
Zusätzlich zur Wurzel-Wunderkammer in der Walserhalle wird am 11. September eine Expedition ins Wurzelreich nach Labom in Raggal stattfinden. In der vierstündigen Wanderung werden die beiden Künstlerinnen Burger und Handl tiefer auf die geschmackliche Komponente und Vielfalt der Wurzeln eintauchen.
Die Wurzel-Wunderkammer ist bereits im Jahr 2019 entstanden und war damals noch als Teil des Walserherbsts 2020 geplant. Aufgrund des letztjährigen coronabedingten Ausfalls des Festivals waren vereinzelte Installationen zwischenzeitlich im Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz in der Ausstellung „Parlament der Pflanzen“ zu besichtigen. „Die Wurzel-Wunderkammer wirkt hier in der Walserhalle ganz anders als in dem sterilen Gebäude des Kunstmuseum Liechtensteins. Die Ausstellung erhält dadurch eine ganz besondere Atmosphäre“, erklärt Fulterer.

Die Wurzel-Wunderkammer ist noch bis zum 12. September jeweils von Mittwoch bis Sonntag, 15 bis 19 Uhr, geöffnet. Weitere Informationen unter www.walserherbst.at.