VN-Autorenbeiträge. Christina Strohmaier und Tobias March

Kultur / 24.09.2021 • 20:45 Uhr

B’sundrige Frou

Sie legt ihr Piercing ab, ihre Haare seien auch nicht schön. Sie ist Friseurin, weiß nicht, wie man zeitgemäße Haare trägt, trägt gerne rosafarbene Socken mit Rüschen, diese soll sie sofort abnehmen, abtun, als sie das Haus ihrer Schwiegereltern betritt. Eigentlich sind sie noch nicht verheiratet. Er – der Mann, sie – macht sich einen Kopf, zerbricht, wo in der Wohnung sie ihre Hygienesachen ablegt, wenn sie ihre Tage hat und wieder einmal bei ihm übernachten muss. Er, »eigentle an mügiga Maa«, sie liebt ihn, nicht wegen seinem großen Auto, einen Mercedes, irgendeiner halt. Aber ihm ists wichtig, sie will sich den Modell Namen endlich merken. Wenigstens kein Audi, der die Rangliste untreuester Männer anführt. Sie deckt ihn nachts zu, macht am Morgen sein Bett, und er isst untertags von seiner Mutti gemachte Apfelschnitze, mit 28 Jahren. Vor dem Einschlafen will sie wenigstens einmal etwas Liebes von ihm hören, ein partnerschaftliches Ritual, das sie allein führt, während er lange vor sich hin grübelt und einschläft, bevor er zu Wort kommt. Dann macht er in aller Hitzerei wieder mal Schluss, eine andere füllt das Loch in seinem Bett, für ein paar Tage. Er beginnt die Beziehung mit ihr wieder neu, kommt angekrochen wie ein Hund nach einer Woche. Wenigstens trinkt er nicht. Nicht oft, und nur nach der Musikantenprobe, nachdem alle Musikantinnen bereits heimgegangen sind. Was sie täglich mitmacht, interessiert ihn nicht, er arbeitet, sie nicht.

Sie kommt vom Studieren heim, verwirrt, so einen Ausraster hat er noch nie gehabt. Er sagt, sie sei weniger Wert als der Dreck unter seinen Fingernägeln. Wenigstens hat er es ihr leicht gemacht, und sie eine eigene Wohnung. Wüsste er nicht, wo sie wohnt.