Dreifacher Vater und Sexualverbrecher

Minderjährige missbraucht: 57-Jähriger muss für vier Jahre hinter Gitter.
Feldkirch Die Liste der Vorwürfe, die beim Prozess am Landesgericht Feldkirch gegen den bislang unbescholtenen türkischstämmigen Pensionisten erhoben wird, ist lang. Der 57-jährige Beschuldigte wurde von der Staatsanwaltschaft Feldkirch angeklagt, im Zeitraum 2014 bis Sommer 2022 die Tochter einer befreundeten Familie schwer sexuell missbraucht zu haben. Bei einem zweiten Opfer handelt es sich um die Nichte der Ehefrau des Angeklagten. Am zweiten Prozesstag wurden etliche Zeugen gehört. Beide Mädchen waren im Volksschulalter, als die Übergriffe begannen.
Die beiden türkischstämmigen Familien kennen sich seit rund 30 Jahren. Sie kochten zusammen, trafen sich bisweilen täglich, manchmal alle zwei bis drei Tage. Sie wohnen nicht weit voneinander entfernt, Kinder und Enkel spielten miteinander.
“Versteckspiel” im Schrank
Was niemand ahnte: Der 57-Jährige soll, wenn er mit den Kindern zum Spielen in den zweiten oder dritten Stock des Hauses verschwand, eines der kleinen Mädchen begrapscht und gedrängt haben, dies auch bei ihm zu tun. Beim “Versteckspiel” in einem Schrank sah niemand, was hinter verschlossenen Türen in diesem Schrank passierte. Auch wenn es zum Schwimmen ins öffentliche Bad ging, vergriff sich der Mann an dem Kind. Auch in öffentlichen WCs, auf Parkplätzen, im verschlossenen Auto, wenn er das Mädchen irgendwo abholte oder nach Hause brachte – immer wieder sexuelle Übergriffe am Opfer, das zu Beginn der Übergriffe höchstens acht Jahre alt war. Dem bislang Unbescholtenen wird auch Vergewaltigung angelastet.
“Hoffe auf eine Strafe”
Während eines Aufenthaltes in der Türkei vergriff sich der Mann ebenfalls an einem der Mädchen. Eine Zeugin, die Mutter eines der Opfer, erzählt unter Tränen, wie ihre Tochter weinte, sich im Zimmer einschloss und ihr eigener Vater sie nicht berühren durfte. Bei der Liste der Sexualstraftaten hat der Angeklagte wenig ausgelassen. “Er wollte, dass wir die Anzeige zurückziehen, er würde in die Türkei verschwinden, das sei Strafe genug, meinte er. Ich hoffe auf eine angemessene Strafe für das, was er meiner Tochter angetan hat”, so die 58-jährige Mutter im Zeugenstand.

Selbstverletzung aus Scham
Eines der Opfer verletzte sich in seiner Verzweiflung selbst. Im Bereich der Arme und zwischen den Beinen des Mädchens fielen der Zeugin Schnittwunden auf. Als sie nach der Ursache fragte, antwortete die Minderjährige: “Das sind die Stellen, wo er mich angefasst hat”. Eine 16-jährige Mitschülerin und beste Freundin des Opfers berichtet von Panikattacken, von Weinen und Erzählungen, als sich das Mädchen ihr anvertraute. “Sie sagte auch, dass sie sich so sehr schäme”, so der Teenager.
Der Schöffensenat verurteilt den bislang Unbescholtenen zu vier Jahren Gefängnis. Für das Mädchen, das jahrelang missbraucht und vergewaltigt wurde, kann Opferanwältin Ariana Ettefagh eine Entschädigung von 8000 Euro erreichen. Für das zweite Opfer, dem zum Glück weniger passierte, 2950 Euro, dieses Mädchen befindet sich in Therapie. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Angeklagte beharrte bis zuletzt darauf, dass alles nur Lügen seien.