Das Leben einer Ikone auf der Bühne

Vivienne Causemann bringt Frida Kahlo auf die Bühne des Landestheaters.
Bregenz Das Vorarlberger Landestheater setzt sich in der Produktion „Frida – Viva la Vida“ von Leopold Huber mit der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (1907-1954) auseinander. Inszeniert wird das Stück von Maria Lisa Huber, Vivienne Causemann, seit der Spielzeit 2019/20 Ensemblemitglied am Landestheater, spielt die Hauptrolle. Das Solostück erzählt vom Lebensmut Kahlos, sich den Schicksalsschlägen und Widrigkeiten, die sie zeitlebens beeinträchtigten, zu stellen und ihren Weg als Künstlerin zu gehen, indem sie ein farbenreiches und intensives Werk schuf.
Frida Kahlo zählt auch über ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod zu den bedeutendsten Malerinnen der Welt. Was fasziniert Sie an der Künstlerin?
Causemann Was mich beeindruckt, sind die vielen Facetten von Frida Kahlo, vor allem was ihre Gefühlswelten anbelangt, die von tief traurig bis total lustig und ganz derb reichen. Ich habe mich erst mit den Proben intensiver mit ihr auseinandergesetzt und sie während dieser Zeit sehr schätzen gelernt. Sie musste viel durchmachen, gleichzeitig war sie teilweise eine unangenehme und überdrehte Person, die viel über die Stränge geschlagen hat. Es war spannend, sich mit all diesen Facetten zu beschäftigen.
Auf welcher Grundlage wird ihre Geschichte erzählt? Wie tief wird in das Leben und das Leid von Frida Kahlo eingetaucht?
Causemann Der Text basiert auf ganz vielen Tagebucheinträgen. Leopold Huber hat daraus einen Monolog geschrieben und versucht, ihre Geschichte chronologisch und so realitätsgetreu wie möglich zu erzählen. Erzählt wird die Geschichte aus ihrem Erwachsenenleben nach ihrem ersten Unfall, der sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Frida Kahlo war viel allein. Die ganze Malerei war für sie erstmal nur eine Beschäftigung, eine Art Zeitvertreib. Sie wusste gar nicht, was sie da malt. Aber mit den Bildern war sie auf einmal nicht mehr alleine, gleichzeitig musste sie auch alleine sein, um zu malen.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Causemann Ich habe viel recherchiert und mich mit dem Text auseinandergesetzt, der auf eine Art sehr lyrisch ist. Ich lese jetzt immer noch die neueste Biografie von ihr und habe mich mit ihren Bildern beschäftigt. Ich habe die Fondation Beyeler in Basel besucht und mir ihre Werke angesehen. Durch diese intensive Auseinandersetzung mit der Person erkennt man viel, schaut sich die Person noch genauer an und bemerkt immer mehr spannende Aspekte. Wenn ich heute ein Original von ihr sehe, bin ich zutiefst beeindruckt.
Worin liegt für Sie die Herausforderung in dem Solostück und wie fühlt es sich an, alleine auf der Bühne zu stehen?
Causemann Das waren vor allem die Höhen und Tiefen in dem Stück, die ganz schnell aufeinander wechseln. Dazu kommt, dass der Text oft mit einem Wort aufhört, das dann den Anfang für den nächsten Satz bildet. Wenn ich alleine auf der Bühne stehe, macht sich schon ein bisschen Nervosität bemerkbar. Man hat sicherlich mehr Verantwortung, aber es macht auch wahnsinnig viel Spaß. Wenn man ohne Spielpartner auf der Bühne steht, muss man sich vielleicht ein bisschen weniger an emotionale Vereinbarungen halten.
Frida Kahlo war Ikone für viele Frauen. Würden Sie sie als Feministin bezeichnen?
Causemann Das frage ich mich auch immer (lacht). Ich war am Anfang immer der Überzeugung, dass sie keine Feministin war. Sie hat sich zwar selber stark positioniert, aber sie hat nicht im heutigen Sinne dezidiert für Frauenrechte gekämpft oder sich dafür eingesetzt. Für die damalige Zeit könnte man sie aber sehr wohl als Feministin bezeichnen, sie war eine freie Persönlichkeit und hat nicht das gemacht, was es man von ihr erwartet hat. Auf der anderen Seite war sie aber auch eine hörige Ehefrau und hat sich ihrem Mann untergeordnet. Deshalb bin ich ein bisschen unschlüssig. VN-TAS
“Frida – Viva la Vida”: Premiere: 30. Dezember 2021, 19.30 Uhr, in der Box des Landestheaters