Zwischen unverstellter Natur und Massenverkehr

Rosengartenmuseum in Konstanz zeigt Sonderausstellung „Idyllen zwischen Berg und See“.
Konstanz Im frühen 19. Jahrhundert haben Engländer den Reiz der Berge und des Voralpenlandes entdeckt, Schriftsteller und Künstler folgten nach, erkundeten die Landschaft um den Bodensee, Bildungsreisende und „Sommerfrischler“ folgten, erst recht, als die Eisenbahn an den See fand.
Ein früher Tourismus setzte ein und mit ihm der Reiz, den zahlungskräftigen Gästen romantische Bilder zur Erinnerung anzubieten, grafische Kunst, geeignet zur Vervielfältigung. In glühenden Farben zeichneten, malten und radierten die Künstler die Gegend, wildromantisch die Berge, die Blicke auf den See, und mittendrin eine elegante Gesellschaft in großer Toilette – weit entfernt von unserem heutigen Freizeitlook.
In Kooperation mit Schweizer Museen und dem Vorarlberg Museum hat Museumsleiter Tobias Engelsing fürs Rosengartenmuseum Konstanz eine Sonderausstellung zusammengetragen, die unter dem Titel „Idyllen zwischen Berg und See – Die Entdeckung von Bodensee und Voralpenraum“ eine vergangene Welt vorstellt, an der Nahtstelle zwischen unverstellter Natur und dem Einbruch von Industrialisierung und Massenverkehr.
Stolz dampfen die Schlote aus Lokomotiven und Dampfschiffen, und Anziehungspunkte wie die Heidenhöhlen von Überlingen werden dem Straßenbau geopfert. Die betuchte Klientel genießt die neu entstehenden großbürgerlichen Hotelpaläste, flaniert am See und schaut dem vermeintlich einfachen ländlichen Leben zu.
Originalexponate
Neben der reichen Anzahl kunstvoller grafischer Werke zeigt die Sonderausstellung im Rosengartenmuseum auch Originalexponate zum frühen Tourismus: Vitrinen mit einem langen Reisekleid mit Puffärmeln, Haube und Sonnenschirm und einer Kreissäge für den Herrn, daneben züchtige Badekleidung sowie feines Tafelgeschirr samt Menükarte und dem Programm fürs Sinfoniekonzert im Saal des Insel-Hotels.
Hintergründe zum frühen Tourismus wie zu den Künstlern und ihren Drucktechniken erschließt das von Tobias Engelsing herausgegebene Begleitbuch. CHV
Ausstellung verlängert bis 3. April 2022. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.rosengartenmuseum.de