Ein bisschen Fisch, ein wenig Fleisch

Kultur / 07.02.2022 • 19:56 Uhr
Stets bemüht: The Base beim Versuch, den Spielboden zu rocken.VN/HF
Stets bemüht: The Base beim Versuch, den Spielboden zu rocken.VN/HF

Das Grazer Trio The Base präsentierte am Spielboden sein neues Album. Mehr leider nicht.

Dornbirn Es ist dieser klassische Fall von einer guten und einer weniger erfreulichen Nachricht sowie der obligatorischen Frage, welche man zuerst übermittelt bekommen möchte. Statistisch gesehen wollen die Empfänger zu 78 Prozent lieber erst die schlechte Nachricht hören. Dem zum Trotz wird nun zuvorderst gejubelt: Es gibt wieder Konzerte! So richtig mit Band auf der Bühne und Publikum im Saal, mit einem Kartenabreißer und kühlem Hopfengetränk in der Hand. So geschehen am Freitag am Dornbiner Spielboden, als die Grazer Formation The Base zum Konzert lud – was leider bereits die nicht so gute Nachricht ist.

Die Musiker spielen seit einem Bassistentausch 2002 in der aktuellen Formation (Bass, Schlagzeug, Gitarre). The Base an sich gründete sich bereits 1989 aus den Resten der Mittelschulband Carello Kocmoc, und es wäre eine Übertreibung zu behaupten, dass sie sich auf der Bühne von diesem Niveau verabschiedet haben. Zugegeben, im Studio spielen die Herren in einem schönen Zweijahresrhythmus grundsolide Alben ein. Auch das neue Werk „Tested Under Extreme Conditions“, kürzlich bei Konkord erschienen, ist ein wohlproduziertes Indie-Rock-Sammelsurium, das in den besten Momenten an David Bowie und in den schlechteren an Bryan Adams erinnert. Doch in Österreich zählt, zumindest seit 1984, immer noch Live is Life, bei The Base will der Funken von der Bühne aber nicht so richtig überspringen.

Man könnte es sich einfach machen, mit dem nackten Finger auf das Coronavirus zeigen und den Umstand des Sitzkonzertes hervorheben. Die 60 Besucher, die sich auf den ihnen zugewiesenen Plätzen eingefunden hatten, waren bemüht, das Völkerverbindende der Pandemie zu leben und sich im sonst hauptsächlich im südpazifischen Kulturraum praktizierten Sitztanz zu üben. Auch wenn der Rhythmus die Hummeln im Hintern weckt, gilt es Contenance zu wahren, das ist Teil der neuen Normalität. Man kann auch den durchaus bemühten The Base keine Schuld geben, Musik ist natürlich Geschmackssache und das Dargebotene war technisch gründlich.

Gut fürs Vorprogramm

Was jedoch fehlte, war die eigene Note. Wenn man weiß, dass die Band in ihrer Karriere für diverse Gruppen wie Firewater oder Element of Crime das Vorprogramm bestritten hat, dann sind die musikalischen Referenzpunkte bereits griffbereit.

Als Anti-Werbung in eigener Sache kann zumindest die Interaktion mit dem Publikum bezeichnet werden. Neben der hoffentlich nicht zur Norm werdenden Frage „Wie ging es euch die letzten beiden Jahre?“ wurde nicht nur ein, sondern fünf Mal zu oft auf den Merchandising-Stand aufmerksam gemacht. Zitat: „Ihr seid eh so reich in Vorarlberg.“ Klar, nicht der Applaus ist das Brot des Künstlers, es ist dann doch der schnöde Mammon, der am Ende des Tages für ein Sättigungsgefühl sorgt. Aber das geht sicher auch gewitzter. Es ist davon auszugehen, dass nicht sehr viele Leute im Sommer mit The-Base-Shirts zu sehen sein werden. VN-HF

Nächstes Konzert am Spielboden Dornbirn: Am Freitag, 11. Februar, gastieren Buntspecht.