Mit Wattestäbchen gegen die Dunkelheit

Kultur / 13.03.2022 • 10:00 Uhr
Mit Wattestäbchen gegen die Dunkelheit
Lorenz Helfers Arbeiten in der Galerie.Z laden zum Verweilen ein. Helfer

Lorenz Helfers „Arbeiten auf Papier“ sind eine mehr als logische Konsequenz seines Schaffens.

Hard Zuvorderst muss ein kurzer Exkurs ins Helfersche Herstellungsverfahren einer Monotypie (mono-, griechisch „allein, einzig, ein“, und typographia „Schlag, Abdruck, Figur, Typ“ – „ein einziger Druck“) erlaubt sein. Schwarze Ölfarbe wird großflächig auf einer Glasplatte aufgetragen. Die Zeichnung entsteht durch das Entfernen der Farbe, was mit Wattestäbchen und trockenen Pinseln vonstattengeht. Das Papier wird auf die Platte gelegt und mithilfe von Druck – der Künstler nutzt hierfür ein Stück Holz – überträgt sich das negativ gemalte Bild aufs Papier. Es ist also eine Verbindung von Malerei, Zeichnung und Grafik.

Im kleinen Rahmen

Dass das Betrachten von Monotypien aber keinesfalls auf Monotonie hinauslaufen muss, zeigt die derzeit laufende Ausstellung von Lorenz Helfer (38). In seinen „Arbeiten auf Papier“ beweist der sonst für seine großflächigen Ölbilder bekannte Künstler, dass er sich sehr wohl auch im kleinen, geradezu intimen Rahmen frei zu bewegen weiß. An den Wänden der feinen Harder Galerie.Z, deren Schwerpunkt laut Eigendefinition passend auf „Zeichnungen im Besonderen und Arbeiten auf Papier“ liegt, hängen zwei Serien von Monotypen, deren Motive (Autos beziehungsweise Figuren in Bewegung) sich auch als biografische Konsequenz von Helfers Schaffen deuten lassen.

Mit dem Bezug seines Ateliers im Jahre 2020 erarbeitete er sich einen Rhythmus, stieß dabei immer wieder auf Motive, denen er sich nicht entziehen konnte. So entstanden unter anderem serielle Arbeiten mit Hunden, Figuren und auch Autos. „Ich bin ohne Auto aufgewachsen und habe auch keinen Führerschein. Mein Blick auf Autos war also ein gänzlich naiver, so schienen sie mir als das perfekte Motiv, um aus meiner Routine auszubrechen.“ Die kleinformatigen Monotypien sind allerdings nicht im Atelier, sondern zu Hause am Küchentisch entstanden, fast schon nebenbei, aber immer mit höchstem Qualitätsanspruch. Vollkommen unmonotypisch, aber auch auf Papier erarbeitet und daher für die Ausstellung relevant, ist hingegen jene große, wandfüllende Zeichnung, welche Erinnerungen an den Beitrag des Künstlers zur Ausstellung „Bilbao/Bregenz“ im Jahr 2016 weckt. Das Motiv der Restaurantszene ist zudem, einer Collage gleich, teils ausgeschnitten und wirkt so in den Raum hinein.

Intensive Experimente

Gezeichnet hat Helfer eigentlich schon immer. Im Zug zur Schule, auf Reisen, im Studium der Malerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien sowieso. „Die Zeichnung ist ein essenzieller Bestandteil meiner Arbeit“, gibt er preis. „Sie ist unmittelbarer und spontaner als die Malerei und führt so zu schnelleren Ergebnissen. Sie erlaubt mir, noch intensiver zu experimentieren.“ Für den in Bregenz lebenden Künstler reichen sich beide Medien die Hand. „Die Erkenntnisse, die ich durch die Zeichnung gewinne, fließen auch in meine Malerei.“

Lorenz Helfer Galerie.Z Hard
Lorenz Helfer Galerie.Z Hard

Apropos Malerei: Am heutigen Samstag, 12. März, präsentiert Helfer ab 18 Uhr im Spielboden-Foyer in Dornbirn jene Arbeiten, welche er als Artist in Residence im Zuge des Human Vision Film Festivals vor Ort auf Wand und Leinwand gebracht hat. Und wer sich zufällig hinter den Arlberg nach Innsbruck verirrt, hat noch bis 25. März die Möglichkeit, im Artdepot Arbeiten aus Helfers Serie „Yuca“ zu beäugen. Allesamt Ausflüge, die sich lohnen.

Die Ausstellung „Arbeiten auf Papier“ ist noch bis 2. April in der Galerie.Z in Hard zu sehen. http://www.galeriepunktz.at

ZUR PERSON

LORENZ HELFER

GEBOREN 1984 in Hohenems

AUSBILDUNG Studium Universität für Angewandte Kunst in Wien

WERDEGANG freischaffender Künstler mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, Buchillustrationen

PREISE u. a. Förderpreis des Landes, Hubert-Berchtold-Kunstpreis, Kunststipendium der Stadt Bregenz