Eine Odyssee durch den Sprachurwald

Eine runde Sache
Tomer Gardi
Literaturverlag Droschl
255 Seiten
Tomer Gardi erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse.
Roman Eine Odyssee durch den deutschen Mythendschungel und Sprachurwald, und dann folgt die spannende Lebensgeschichte eines genialen Malers aus Java, der im 19. Jahrhundert die Welt bereist hat. Aus diesen zwei Teilen besteht der neue Roman des 1974 in Israel geborenen Autors Tomer Gardi. „Eine runde Sache“ ist ziemlich anstößig, oft hochkomisch, nachdenklich und hat nun den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Mit den ersten 100 Seiten knüpft Tomer Gardi, der seit Längerem in Berlin lebt, an die lustvolle Sprachverdrehung an, mit der er schon bei seinem Debütroman „Broken German“ für Diskussionen gesorgt hatte. Er schreibt so verdreht deutsch, wie er spricht, aber man sollte diesen Autor deshalb nicht unterschätzen. Er weiß genau, was er tut. Seinen verdutzten Erzähler entführt er nach einem Theaterabend in den Wald, wo ein sprechender Schäferhund namens Rex Jagd auf ihn machen will. Also bekommt das Vieh einen Maulkorb verpasst und spricht jetzt alle Vokale wie „ü“ aus. Das liest sich schon sehr lustig. Zu diesem Duo gesellt sich ein uralter Kauz, der „Toten Elfen König“ genannt wird und nur in altertümlichen Reimen spricht. Dieses Trio infernale kommt dann nach „Bad Obdach“, wo nach etlichen weiteren Verwicklungen eine Sintflut einsetzt, die den Erzähler schließlich wieder an den Anfang der Geschichte vor das Theater spült.
Lebensgeschichte eines Malers
In „normaler“ Sprache wird die bewegte Lebensgeschichte des indonesischen Malers und Weltreisenden Raden Saleh (1811-1880) erzählt, der aus einem Fürstengeschlecht auf der Insel Java stammt. Früh gilt der begabte Bub als Wunderkind, schon mit 18 Jahren verlässt er auf einem Segelschiff seine Heimat in Richtung der Niederlande. Auch in Den Haag findet er schnell Bewunderer und wird gefördert. Während seine Heimatinsel Java von den Holländern in einen Krieg geführt und danach als Kolonie gnadenlos ausgebeutet wird, malt der Mann aus Indonesien Porträts von reichen Kaufleuten und prunksüchtigen Adeligen. Ganz präzise umkreist der Text immer wieder diese wechselseitigen Abhängigkeiten. Einfühlsam und detailreich und auch mit viel Fantasie erzählt Tomer Gardi diese bewegende Geschichte eines Künstlers, der im 19. Jahrhundert zwischen den Welten seinen Platz sucht. Aber gab es je einen Ort für ihn? In beiden Texten kommen immer wieder Wächter vor, die den Weg versperren und bestimmen, wer dazugehört.