Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Späte Ehrung für Wopmann

Kultur / 25.03.2022 • 18:14 Uhr

Nächstes Jahr sind es 600 Jahre, dass Hugo XII. Graf von Montfort-Bregenz – der Minnesänger – in Bruck an der Mur verstorben ist. Hugo machte Karriere als Politiker und durch kluge Heiratspolitik, die ihm auch die steirischen Besitzungen brachte, wird aber ebenso als großer Dichter, als einer der letzten Minnesänger geschätzt. Hugo war ein großer Lyriker, die Musik zu seinen Texten wurde meist von seinem Dienstmann Bürk Mangold beigesteuert. Eine prächtige Sammelhandschrift seiner Werke liegt heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg.

In unregelmäßigen Abständen verleiht die Stadt Bregenz an verdiente Menschen der Kunst und Kultur die Hugo-von-Montfort-Medaille. Am Donnerstag wurde der frühere Festspielintendant Alfred Wopmann mit dieser Medaille ausgezeichnet. Immerhin zwanzig Jahre seit seinem großen Wirken bei den Festspielen (1983 -2003) hat die Stadt also gebraucht, um dem Mann, der wie kaum ein anderer zum kulturellen Ruhm von Bregenz beigetragen hat, eine Ehrung zukommen zu lassen.

Ende der Achtzigerjahre gerieten die Bregenzer Festspiele in eine heftige künstlerische und finanzielle Krise. Das alte System hatte ausgedient, eine neue Ära musste beginnen. Günter Rhomberg wurde 1981 neuer Präsident, er bestellte 1983 mit Alfred Wopmann den Nachfolger von Ernst Bär als künstlerischen Leiter. Mit Wopmann kamen auch Franz Salzmann als Kaufmann und Gerd Alfons als technischer Leiter. Man muss Salzmann und Alfons erwähnen, weil sie es waren, die die oft unrealistisch scheinenden, weil visionären Ideen von Alfred Wopmann umsetzen mussten. Genau das aber war es, das den neuen Anfang bei den Festspielen markierte. Eine Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“, von Wopmann gemeinsam mit Jérôme Savary auf die Seebühne gebracht, schlug ein wie eine Bombe. Das neue Zeitalter der Bregenzer Festspiele, die Bregenzer Dramaturgie, hatte begonnen – und Wopmann brachte in den Folgejahren immer wieder noch spektakulärere, sich trotzdem auf höchstem künstlerischen Niveau befindliche Aufführungen auf den See und auch als Opernraritäten ins Haus.

Die Auszeichnung der Stadt Bregenz für Wopmann war ebenso gut gewählt wie Laudator Rainer Bischof, zu Wopmanns Zeiten Generalsekretär der für Bregenz so wichtigen Wiener Symphoniker. In seiner Rede arbeitete er einige der besonderen Eigenschaften Wopmanns – außerordentliches Verständnis für Musik ebenso wie für das Publikum, Fantasie, Durchsetzungskraft und Begeisterungsfähigkeit, Liebe zur Kunst – heraus, die letztlich auch seinen Erfolg in Bregenz ausmachten. In jedem Fall: Die Stadt hat gut daran getan, Wopmann zu ehren. Denn der Mann ist aller Ehren wert.

„Ende der Achtzigerjahre gerieten die Bregenzer Festspiele in eine heftige künstlerische und finanzielle Krise. Das alte System hatte ausgedient, eine neue Ära musste beginnen.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.