Mitreißende Filme zum Durchblättern

Spannende Daumenkinos mit Vorarlbergbezug zeigt Volker Gerling im INN SITU der BTV.
Innsbruck, Bregenz Auf seinen Wanderreisen führt er stets seinen Bauchladen voller Daumenkinos mit und lernt in der Interaktion neue Protagonistinnen und Protagonisten kennen. Mit seinem zeitbasierten Medium konnte Volker Gerling weltweit Bekanntheit erlangen, daneben hat er sich auch als Bühnenkünstler einen Namen gemacht. Im Rahmen von INN SITU der BTV in Innsbruck wurde der deutsche Fotograf und Wanderer eingeladen, neue Arbeiten in Tirol und Vorarlberg zu gestalten. Aus zahlreichen Begegnungen entstanden insgesamt fünf Daumenkinos. Jedes seiner Werke basiert auf einer Kombination aus physischer Präsenz des Fotografierten, ihren Gesichtern und individuellen Geschichten. Die Betrachter können aktiv selbst durch die fünf Exemplare durchblättern und mehr über die Personen hinter den Bildern in Erfahrung bringen.
Großes Walsertal
Zwei der Daumenkinos entstanden in Innsbruck, die anderen drei im Großen Walsertal. Insgesamt vier Wochen machte sich Gerling auf den Weg, um die Momentaufnahmen einzufangen. Es ist ihm ein großes Anliegen, die nötige Ruhe zu finden, um mit seinen Protagonisten in Kontakt zu treten. Im Ergebnis entstanden berührende und vor allem sehr intime Werke. So fotografierte der Künstler Tobias, der ihm von seinen zwei Nahtoderfahrungen erzählte. In einem privaten Gespräch berichtet der Protagonist über seine persönliche Gefühlswelt und wie sich sein Blick auf das Leben sowie die Welt verändert hat. Ein anderes Daumenkino widmete er dem Weltenbummler Hanno. Nach seinem Architekturstudium lebt er einige Jahre in Asien und beginnt dort seine Leidenschaft zum Baustoff Lehm mit anderen zu teilen. Mittlerweile zieht er als Lehmbauer von Baustelle zu Baustelle. Sehenswert ist auch das Daumenkino über Lena, die Volker Gerling beim Baden in der Lutz abbildete. Sie berichtet von ihrer engen Beziehung zu ihrer Großmutter, der Heimatverbundenheit und ihrer Tätigkeit beim Festival Walserherbst. Auf rund zwanzig Monitoren werden weitere sehenswerte Daumenkinos präsentiert. Anhand von Beschreibungen können die Betrachter mehr über die Hintergründe in Erfahrung bringen. Jedes Daumenkino besteht aus 36 Bildern und wird in rund zwölf Sekunden abgespielt. Aufgenommen werden seine Werke mit einer Spiegelreflexkamera mit Motor. Während des raschen Durchblätterns verschmelzen die einzelnen Momentaufnahmen zu einer fließenden Bewegung. Durch das spezielle Medium wird eine besondere Wahrnehmung von Zeit ermöglicht. Im vorderen Teil der Ausstellung nimmt Gerling die Betrachter mit auf eine Zeitreise. An der Wand hängen zahlreiche Selbstporträts, bei denen er sich bewusst unscharf fotografierte, um die Veränderungen im Hintergrund in den Mittelpunkt zu stellen. Am 18. Mai können Interessierte den Künstler live erleben. Im Rahmen der Vorstellung „Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt“ gibt er Einblicke in seine Arbeitsweise.
Die Ausstellung „Portraits in Motion“ von Volker Gerling ist noch bis 16. Juli im INN SITU der BTV in Innsbruck zu sehen. www.innsitu.at