Im besten Sinn bewegend

Kultur / 14.06.2022 • 19:28 Uhr
Solisten, ein Projektchor und -orchester unter Benjamin Lack boten in der Basilika Bildstein Besonderes. VN/cd
Solisten, ein Projektchor und -orchester unter Benjamin Lack boten in der Basilika Bildstein Besonderes. VN/cd

Musikschaffende der Region boten klangschöne Schubert- und Mendelssohn-Werke.

Bildstein Das Programm ist herausfordernd und passender hätte Franz Schuberts As-Dur-Messe gar nicht ins Konzertjahr integriert werden können. Eine Woche vor der Eröffnung des traditionellen Teils der Schubertiade in Schwarzenberg dokumentierten nur für dieses Projekt engagierte Mitglieder verschiedener regionaler Vokalensembles in Bildstein den hohen Standard der Chorarbeit in Vorarlberg. Allein das ist bemerkenswert, denn die Komposition ist an sich nur Chören zuzumuten, die in kontinuierlicher Zusammenarbeit gewachsen sind. Da hat Benjamin Lack, der Domkapellmeister in Feldkirch, enorm motivierend gewirkt und Einstudierungsarbeit geleistet. Die Aussicht auf ein Projekt auf hohem Qualitätslevel und die Erfahrung, die Lack vermittelt, dürfte auch ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass eine Reihe von Musikerinnen und Musikern des Symphonieorchesters Vorarlberg mit von der Partie waren. Dazu kommt, dass bei Kultur Bildstein, dem Veranstalter, mit Birgit Plankel eine Künstlerin tätig ist, die seit Jahrzehnten zu den verlässlichsten Persönlichkeiten im Kulturleben zählt.

Hervorragende Dramaturgie

Der Dramaturgie des frühsommerlichen Konzertabends in der noch lichtdurchfluteten Basilika war es besonders zuträglich, dass nach der As-Dur-Messe – im Gesamten ein Spätwerk Schuberts, in dem viel von seinem kompositorischen Schaffen zum Tragen kommt – der Psalm 42 von Mendelssohn zur Aufführung kam. Ist es doch ein Werk, das abgesehen vom religiösen Inhalt, einer Gottessuche, die Weiterentwicklung der Kirchenmusik bei gleichzeitiger Besinnung auf die Tradition beinhaltet. Der Gesangssolistin wie den solistischen Parts im Orchester bietet es gute Möglichkeiten, die ausgeschöpft wurden. Überhaupt war es hier die geschmeidige Stimme der Sopranistin Birgit Plankel, die einen wesentlichen Teil zu übernehmen hat, diesen ausdrucksstark bewältigt und den Zuhörern neben den wunderbar geballten Streicherklängen damit emotionale Momente beschert, die das Konzert, das zuvor logischerweise von viel Strenge gekennzeichnet war, somit wunderschön rundet.

Was die Messe betrifft, so wurden nach der Gewöhnung an die Akustik, die eine gewisse Schärfe erzeugt, die liturgischen Themen im besten Sinn bewegend erfahrbar gemacht. Wie hier die Einbettung der Solisten, neben Birgit Plankel waren das Lea Müller (Alt), Eric Price (Tenor) und Daniel Raschinsky (Bass) vorgenommen wurde, das entspricht einem wirkungsvollen Konzept, bei dem nicht die Präsenz (wie bei einem Konzert) im Vordergrund steht, sondern ein gemeinsames auf den Gesamtklang und auch eine gute Wortdeutlichkeit gerichtetes Gestalten, das sich auf die Zuhörerinnen und Zuhörer in der vollbesetzten Basilika übertrug. Dass neben dem Glanz, der etwa einem Gloria innewohnt, auch ein romantischer Duktus hörbar werden durfte, versteht sich und bestätigt die hohe Kompetenz dieses Projektchores, den ein sichtlich berührtes und kenntnisreiches Publikum neben den Solisten und Instrumentalisten ausgiebig feierte. 

Nächstes großes Projekt von Kultur Bildstein, Mozart Requiem unter der Gesamtleitung von Benjamin Lack, 2. November.