Lieder auf Tod und Leben

Ovationen für die „Winterreise“ mit Konstantin Krimmel und das Klavierduo Jussen.
Schwarzenberg Sie ist, wenn man das so salopp formulieren will, schon ein ordentliches Ding, diese „Winterreise“ von Franz Schubert, wie sie zuletzt bei der Schubertiade in Schwarzenberg zu erleben war. Viel an Existenziellem schwingt in diesen Liedern mit. Umfang, emotionale Intensität und das Niveau der Komposition an sich verlangen nach Meistern ihres Faches. Die fanden sich mit dem rumänischen Bariton Konstantin Krimmel und dem deutschen Pianisten Daniel Heide. Dass hier auswendig musiziert wurde, gehört bei der Schubertiade zum guten Ton. Heide ist ein sicherer und unglaublich sensibler Partner am Steinway-Flügel. Krimmel färbt die Lieder in unaufdringliche, aber stets präsente Dramatik. Überzeugend in Sprache, Ausdruck und Musikalität, verzeiht man auch gerne die winzigen Textunsicherheiten.
Der Applaus, mit dem die beiden Interpreten am Schluss vom Publikum im Angelika-Kauffmann-Saal buchstäblich umarmt wurden, spricht an dieser Stelle nämlich eindeutig für sich.
Mehr davon, bitte
Eines kann man gleich vorneweg sagen: Wer sich die Klaviermatinee mit Lucas und Arthur Jussen bei der Schubertiade in Schwarzenberg entgehen ließ, hat definitiv etwas verpasst. Die beiden Brüder aus den Niederlanden zauberten dort einfach Wunderbares an den Tasten. Zu hören gab es Mozarts Sonate in D-Dur, KV 381 oder Felix Mendelssohn Bartholdys Andante und Allegro brillante A-Dur, op. 92 setzen die beiden da zum Beispiel auf ihr Konzertprogramm. Und natürlich Schubert! Den „Lebensstürmen“ konnte man da lauschen oder den acht Variationen über ein Thema aus der Oper „Marie“ – oder, ganz zum Schluss, der Fantasie in f-Moll, D 940. Es war ein tolles Programm, ein anspruchsvolles, wie es sich für die Schubertiade eben gehört.
Auswendig musiziert lösten Lucas und Arthur Jussen ein, was ihr Ruf dem Publikum versprach. So vertieft, so hingebungsvoll sie sich während des Musizierens auf das Zwiegespräch mit der Komposition einließen, genauso schelmisch löste sich die Konzentration in den kurzen Pausen auf. Man merkte, hier arbeiten zwei miteinander, die einander blind vertrauen. Der Applaus wollte dann auch gar kein Ende nehmen. Es war ein bereicherndes Musik-Erlebnis. Ganz Schubertiade. vf
