Schubertfest mit Kian und Freunden

Kultur / 27.06.2022 • 21:04 Uhr
Der international tätige Vorarlberger Cellist Kian Soltani mit Kollegen im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg. Schubertiade
Der international tätige Vorarlberger Cellist Kian Soltani mit Kollegen im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg. Schubertiade

Das Saisonfinale gelang beeindruckend, aber nicht ganz schlackenlos.

SCHWARZENBERG Da finden sich fünf Topmusiker zusammen – das ist Schubertiade, wie sie seit Jahrzehnten sorgsam in der Region gepflegt wird. Das Resultat kann sich zum Abschluss des ersten Programmblocks von Schwarzenberg als eine Art Schubertfest mit kleinen Einwänden sehen und hören lassen.

Zentralfigur dieser Truppe ist, vielleicht nicht musikalisch, aber gefühlsmäßig der Vorarlberger Cellist Kian Soltani, seit Langem gerade bei diesem Festival ein Publikumsliebling, auch wenn ihm diesmal der von vielen erwartete Soloauftritt mit Schuberts „Arpeggione“-Sonate vorenthalten bleibt. Die diesmal gewählte Alternativ-Fassung des Werkes für Viola wirkt ohne die berühmten sonoren Tiefen des Cellos klanglich relativ bescheiden. Die in dieser Saison hier debütierende russische Bratschistin Yulia Deyneka lässt deutlich Wünsche in Sachen Intonation offen und kann sich etwa beim langsamen Satz mit der russischen Pianistin Elena Bachkirova erst nach Takten auf ein gemeinsames Tempo einigen.

Frühe Meisterhand

Kian Soltani verströmt dafür seine Kunst wie gewohnt in den beiden Ensemblewerken zur Einleitung und am Ende des Programms. Seine internationale Karriere hat sich zuletzt im Dunstkreis des großen Dirigenten Daniel Barenboim noch gefestigt, eine Einspielung von Mozarttrios zusammen mit Vater Barenboim am Klavier und dessen Sohn Michael an der Violine, der auch hier mitwirkt, steht als Dokument dafür. Das „Adagio e Rondo concertante“ für Klavierquartett F-Dur des 19-jährigen Schubert ist ein Gelegenheitswerk für das häusliche Musizieren, gleichwohl bleibt in der oft fast orchestralen Klangfülle der fünf Instrumente und in der Verarbeitung der Themen etwas von einer frühen Meisterhand spürbar. Die fünf Musiker harmonieren lebendig, in guter klanglicher Balance. Auf die „Arpeggione“-Sonate folgt eines von drei von Schubert selbst noch „Sonaten“ genannten Werke, heute als „Sonatinen“ bezeichnet. Noch treffender für das Stück in a-Moll wäre wohl die Bezeichnung „Etüde“, denn die vier Sätze lassen wenig vom melodieverliebten Komponisten erkennen. Sie ergehen sich in langatmigen Fingerübungen für den Geiger Michael Barenboim, dem das Werk als Stimmungsdämpfer bei den Zuhörern ebenso wenig zu gefallen scheint wie dem Publikum.

Alles wieder gut, heißt es dann mit dem Allzeit-Hit aus Schuberts Kammermusik-Werkstatt, seinem „Forellenquintett“ A-Dur, zu dem sich als supertiefe Stimme wie am Beginn nochmals der Kontrabassist Nabil Shehata gesellt. Und da entwickelt sich nun rund um den zentralen Variationensatz um das berühmte Lied, bei dem jeder und jede der Musiker einmal ordentlich gefordert wird, ein zwar locker entspanntes, gleichzeitig aber hoch konzentriertes Geben und Nehmen.

Ein Schubertiade-Teil in Hohenems findet vom 14. bis 17. Juli im Markus-Sittikus-Saal statt.