“Niemand von uns ist neu heiß verliebt”

Kultur / 13.07.2022 • 18:37 Uhr
„Die Musik ist auf jeden Fall zugänglicher geworden“, sagt David Österle (2.v.l.), Frontsänger von „Hearts Hearts“.  Tim Cavadini
„Die Musik ist auf jeden Fall zugänglicher geworden“, sagt David Österle (2.v.l.), Frontsänger von „Hearts Hearts“.  Tim Cavadini

David Österle, Sänger der Band “Hearts Hearts” über die Liebe, Elon Musk und schöne Komplimente.

Bregenz, Wien Ein Jubiläum will groß gefeiert werden. Das Kunsthaus Bregenz tischt zum 25. Geburtstag ein buntes Programm auf. Den Auftakt zum viertägigen Jubiläumsfest bestreitet die Wiener Band „Hearts Hearts“, die sich in der heimischen Musikszene längst einen Namen gemacht hat. Inzwischen haben sie ihr drittes Album veröffentlicht und Preise beim Amadeus und Sound@V eingeheimst. Der aus Doren stammende Frontsänger David Österle (36) spricht im VN-Interview über die Entstehung der neuen Platte, das Thema Liebe und die Abgehobenheit reicher Eliten.

 

Inwiefern unterscheidet sich euer Album „Love Club Members” von den bisherigen?

Österle Die Musik ist auf jeden Fall zugänglicher geworden. Die Texte in den Vorgängeralben waren irgendwie hermetischer abgeriegelt. Es war uns wichtig, mit dem neuen Album einen neuen Weg zu gehen. Wir wollten nicht nur auf Zugänglichkeit setzen, sondern auch auf Unmittelbarkeit. Wir wollten, dass die Menschen unmittelbar etwas mit unserer Musik anfangen können, die Texte klarer und die Melodien einladender sind.

 

Erst in eurem dritten Album habt ihr euch mit dem Thema Liebe befasst. Wie viel Autobiografisches ist in den Texten enthalten?

Österle Witzigerweise wenig. Natürlich schwingt immer etwas Autobiografisches mit, aber es ist nicht so, dass sich jemand in der Band ganz neu heiß verliebt hätte und ein Trauma besingen muss (lacht). Ich glaube, es war eher das Gefühl, sich auf etwas Emotionales zu besinnen. Deshalb war es unser Wunsch, uns mit der Liebe zu beschäftigen. Das haben wir zuvor immer vermieden, weil es sehr schnell passiert, dass man Allgemeinplätze bedient. Die Liebe ist eines der naheliegendsten, aber gleichzeitig eines der schwierigsten Themen.

 

Eure neue Single „Dig Deeper“ handelt von der Abgehobenheit reicher Eliten. An wen denkt ihr da konkret?

Österle Es war tatsächlich die geplante Übernahme von Twitter durch Elon Musk. Inzwischen ist sie wohl gescheitert, aber innerhalb der Band wurde das Thema sehr intensiv diskutiert. Die Lust reicher Eliten, sich dieser Machtmechanismen zu bedienen und dass das sehr stark über das Moment Geld funktioniert, hat für uns und wahrscheinlich für die ganze Welt etwas enorm Irritierendes. Figuren wie Elon Musk, die sehr glamourös wirken und etwas Geniehaftes nach außen vermitteln, sind für viele Leute sehr attraktiv. Das ist etwas, was mich persönlich sehr stört.

 

Im Frühjahr habt ihr in einem gemeinsamen Appell mit anderen Musikern vor dem Klimanotstand gewarnt. Fühlt ihr euch als Künstler dazu verpflichtet, eure Stimme zu erheben?

Österle Das ist für uns ein zentrales Thema, weil in den letzten Jahren viel Fürchterliches in der Politik passiert ist. Uns und ganz vielen anderen Künstlern und Musikern ist es daher wichtig, dass etwas in dieser Hinsicht gemacht wird. Ich glaube, dass Literatur und Musik ganz generell immer die Funktion hatten, auf etwas hinzuweisen, aber diese Funktion erschöpft sich nicht darin. Es war uns auch wichtig, ein Album herauszubringen, wo es um Liebe und andere Dinge geht. Für die Kunst ist es zentral, dass sie sich auch mit sich selber beschäftigt und nicht immer zur Reaktion von politischen Geschehnissen wird, denn dann schafft sie sich irgendwie auch selber ab.

 

Die Sportfreunde Stiller haben kürzlich im Interview mit Vorarlberg LIVE erzählt, dass sie gerne eure Musik hören. Ein großes Kompliment für euch?

Österle Absolut! Wir haben die Sportfreunde Stiller beim Amadeus Award in Wien kennengelernt. Wir waren begeistert, wie nett sie sind. Einfach eine coole Truppe. Natürlich sind auch wir Fans der ersten Stunde. Dass sie jetzt nach jahrelanger Pause wieder weitermachen, ist sehr schön.

 

Ihr habt inzwischen selber Preise abgeräumt. Wie schwierig ist es für österreichische Bands, durchzustarten. Welche Tipps gebt ihr Nachwuchskünstlern?

Österle Es ist tatsächlich nicht einfach. Es wird wahrscheinlich auch nicht einfacher werden, weil es wahnsinnig viele Bands wollen und dafür viel Geld, Zeit und Energie investieren. Man sollte auf jeden Fall geduldig sein. Es klingt etwas blöd, weil es ein bisschen väterlich ist, aber man sollte sich für bestimmte Entscheidungen Zeit nehmen. Am Anfang ist man noch quirlig und möchte die ganze Welt an sich reißen. Rückblickend würde ich weniger auf die Industrie und auf Spotify-Algorithmen hören, sondern herausfinden, was einem selber Spaß macht.

 

Was ist in der kommenden Zeit von euch zu erwarten?

Österle Wir schreiben gerade sehr intensiv an neuer Musik. Im nächsten Frühjahr kommt etwas ganz Neues von uns, ein neues Format, aber da möchte ich noch nicht allzu viel verraten. Es wird auch sehr bald wieder ein neues Album von uns geben. VN-TAS

Open-Air-Konzert mit Hearts Hearts & CHRISTL, Donnerstag, 14. Juli, 19.30 Uhr, Karl-Tizian-Platz, Programm zum Jubiläum und Tickets: www.kunsthaus-bregenz.at